Rhododendron

Rhododendron schneiden: So fördern Sie prächtige Blüten

Solange sich ein Rhododendron im prächtigen Blütengewand präsentiert, verschwendet der Gärtner zu Recht keinen Gedanken an den Schnitt. Mit zunehmendem Alter verkahlt der Zierstrauch sichtlich und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Spätestens jetzt sollten Sie einen Rückschnitt im Pflegeplan notieren. Wann und wie Sie einen Rhododendron-Strauch gekonnt schneiden, beleuchtet dieses Tutorial in allen Einzelheiten.

AUF EINEN BLICK
Wie schneide ich einen Rhododendron richtig?
Ein Rhododendron-Schnitt sollte folgende Schritte beinhalten: Blütenpflege nach der Blütezeit, um verwelkte Blüten zu entfernen; Erhaltungsschnitt im Frühjahr, um kahle und ungünstige Einzeltriebe zu entfernen; Verjüngungsschnitt im Spätwinter, um den Strauch zu revitalisieren, und Aufbauschnitt nach Verjüngung, um Neuaustrieb zu fördern. Wichtig ist, stets kleine Zapfen mit Blättern, Trieben oder schlafenden Augen stehen zu lassen.

Gründe für einen Rhododendron-Schnitt – Anlässe kurz gefasst

Über den Beginn der Schnittpflege herrscht unter Rhododendron-Experten weitgehende Einigkeit. In den ersten Jahren sollte man den malerischen Blütenstrauch gewähren lassen. Das opulente Ziergehölz entwickelt einen unnachahmlichen Habitus mit einem stabilen Gerüst und kompakter Statur. Die farbenfrohen Blütentrauben entfalten Sie in jedem Frühjahr aus den Knospen, die bereits im Vorjahr angelegt wurden.

Pflanz- und Erziehungsschnitte sind am Rhododendron ersatzlos zu streichen. Abgesehen von einer sommerlichen Blütenpflege benötigt ein Rhododendron in den ersten Jahren keinen Schnitt. Erst wenn mit zunehmendem Alter das ausgewogene Wachstum ins Wanken gerät, können optische Störfaktoren Anlass für eine Schnittmaßnahme sein. Welche das sind, welches Ziel anvisiert wird und welcher Zeitpunkt vorteilhaft ist, fasst die folgende Tabelle zusammen:

Schnittart Zielsetzung Terminempfehlung
Ausputzen verwelkte Blüten entfernen, neue Knospen fördern nach der Blütezeit
Erhaltungsschnitt kahle und ungünstige Einzeltriebe entfernen im Frühjahr vor der Blüte
Verjüngungsschnitt alten Strauch revitalisieren im Spätwinter bis zum 1. März
Aufbauschnitt nach Verjüngung Neuaustrieb fördern nach Radikalschnitt im Frühjahr vor der Blütezeit

Für alle Zwerg-Rhododendren (Rhododendron repens) ist einzig die Blütenpflege von Belang. Beliebte Sorten, wie ‚Pumuckl‘, bleiben mit 50 Zentimetern Wuchshöhe vergleichsweise klein und kompakt. Daran ändert sich selbst nach vielen Jahren nichts, sodass Sie über einen Erhaltungs- oder Verjüngungsschnitt nicht nachdenken müssen. Regelmäßiges Ausputzen verwelkter Blütenstände danken die kleinen Schönheiten mit einem dichten Blütenkleid, das die grünen Blätter bedeckt.

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Blütenpflege am Rhododendron – Schein-Schnitt ohne Schere

Zwei überzeugende Argumente sprechen für eine alljährliche Blütenpflege: Im verwelkten Zustand ist ein Rhododendron wahrlich keine Augenweide. Darüber hinaus befinden sich unterhalb der verblühten Blüten bereits die Knospen für den nächsten Austrieb. Eine Gartenschere ist für die Pflegemaßnahme nicht erforderlich. So putzen Sie verwelkte Rhododendron-Blüten per Hand aus:

  • Mit Zeigefinger und Daumen das kleine Triebstück unter dem verwelkten Blütenstand umfassen
  • Die Blütentraube abknipsen oder zur Seite hin abbrechen

Je früher Sie sich dem Ausputzen widmen, desto einfacher geht es. Behalten Sie die neuen Knospen und frischen Triebe unterhalb der verwelkten Blüten im Auge. In diesem frühen Stadium des Wachstums sind die Pflanzenteile empfindlich und brechen schnell ab.

Hintergrund

Wasserschosser zeitnah entfernen

Für die Entfernung frecher Wasserschosser ist der schnellste Termin der beste Termin. Mit dieser Bezeichnung sind steil aufwärts gerichtete Äste aus der Wildunterlage gemeint. Die schönsten Rhododendron-Sorten sind das Produkt gärtnerischer Veredelung. Ein Edelteil wird mit viel Fingerfertigkeit auf eine robuste Wildunterlage gepfropft. Aus dem wilden Untersatz treiben regelmäßig wuchsstarke Triebe hervor, um den Edelteil zu überwuchern und ihm Nährstoffe streitig zu machen. Wildtriebe verraten sich durch markant große Blattabstände, den Internodien. Kommen Sie einem Wasserschosser auf die Schliche, schneiden oder reißen Sie den Trieb sogleich ab.

Erhaltungsschnitt hat Einzeltriebe im Visier

Mitunter ragen verkahlende Äste aus einem Rhododendron heraus und stören das gepflegte Erscheinungsbild. Diese Triebe sind ein Fall für den Erhaltungsschnitt. Wenn Ihnen daran liegt, dass der Rückschnitt auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, empfehlen wir Ihnen diese Schnitt-Technik:

  • Bester Zeitpunkt ist vor Beginn der Blütezeit
  • Den betreffenden Trieb untersuchen auf einen tiefer gelegenen, jungen, unverzweigten Trieb
  • Den Schnitt ansetzen an der Gabelung von Ast und Seitenzweig
  • Kleinen Zapfen von 5 Zentimetern mit seitlichem Blatt stehen lassen

Die Schnittführung ist eine Kombination aus Ableitungsschnitt und Zapfenschnitt. Mit dieser Strategie beugen Sie unschönen Lücken zuverlässig vor und optimieren die Aussichten auf einen erneuten Austrieb an dieser Stelle. Untenstehende Abbildung verdeutlicht die Vorgehensweise. Sägen Sie hingegen einen vorwitzigen Ast planlos irgendwo ab, werden Sie nach jungen Trieben vergeblich Ausschau halten und viele Jahre mit einem großen Loch im Laubgewand leben müssen.

Rhododendron schneiden

Wenn einzelne Äste vorwitzig und kahl aus dem Rhododendron herausragen, bringt ein Ableitungsschnitt die Triebe zur Raison. Kürzen Sie den ungünstigen Trieb soweit ein, dass ein junger, kurzer Seitentrieb die neue Führungsposition übernimmt. Kleine Zapfen mit Blatt fördern den Neuaustrieb, weil die Nährstoffversorgung nicht unterbrochen wird.

Hintergrund

Schnitt-Technik „auf Zapfen“ macht müde Rhododendren munter

In Schnittanleitungen für Rhododendren ist regelmäßig von einer ausgeklügelten Schnitt-Technik die Rede, die ausschlaggebend ist für das Resultat. Aus diesem Grund vertiefen wir an dieser Stelle die Vorgehensweise. Rhododendren treiben aus altem Holz nur selten wieder aus. Indem Sie beim Schnitt einen kleinen Zapfen mit Blatt, Trieb oder schlafendem Auge stehen lassen, beflügeln Sie das Wachstum. Die genannten Pflanzenteile halten die Nährstoffversorgung aufrecht, sodass der Strauch an dieser Stelle das Wachstum fortsetzt. Schneiden Sie am beblätterten Trieb „auf Zapfen“ immer mit einem seitlichen, nach außen gerichteten Blatt. Am verkahlten Ast setzen Sie die Schere 5 Zentimeter hinter einer Gabelung zum jüngeren Seitentrieb an. Wo es an beidem fehlt, suchen oder ertasten Sie ein schlafendes Auge unter der Rinde und wenden hier Ihr neu erworbenes Know-how an. Üben Sie sich anschließend in Geduld. Es kann mehr als ein Jahr dauern, bis der Austrieb in Gang kommt.

Verjüngungsschnitt macht Vergreisung rückgängig – etappenweise gelingt es

Nagt der Zahn der Zeit an einem Rhododendron, stehen Sie der allmählichen Verkahlung nicht machtlos gegenüber. Verteilt auf mehrere Jahre können Sie den alten, vergreisenden Strauch verjüngen. Lassen Sie sich bitte nicht dazu verleiten, das sparrige, verkahlende Ziergehölz in einem Durchgang auf den Stock zu setzen. In diesem Fall ist der Totalausfall vorprogrammiert. Besser ist, Sie folgen der Anleitung dieses Tutorials. So machen Sie es richtig:

  • Bester Zeitpunkt ist an einem frostfreien Tag vor dem 1. März
  • Wichtig: Verjüngungsschnitte gemäß Bundesnaturschutzgesetz nicht durchführen zwischen 1. März und 30. Oktober
  • Ein Drittel der verkahlten Triebe ableiten auf einen jungen Seitentrieb
  • An der Schnittstelle hinter der Gabelung jeweils 5 Zentimeter Zapfen stehen lassen
  • Stark vergreiste Gerüsttriebe ableiten auf den am tiefsten stehenden Seitentrieb in Bodennähe

Untenstehende Abbildung illustriert die erste Etappe auf dem Weg zur Verjüngung. Düngen Sie den geschnittenen Rhododendron anschließend großzügig mit Laubkompost und Hornspänen oder speziellem Rhododendron-Dünger mit einer NPK-Formulierung von 14+7+14. Es folgt ein Jahr Wartezeit, bis sich die Prozedur fortsetzt als Kombination aus Aufbau- und Verjüngungsschnitt. Wie es gelingt, können Sie im folgenden Abschnitt nachlesen.

In der ersten Etappe einer Verjüngung entfernen Sie maximal ein Drittel aller Triebe aus oder lenken sie um auf einen tiefer stehenden Seitentrieb. Lassen Sie wiederum 5 Zentimeter kleine Zapfen stehen.

Exkurs

Richtiges Schneidwerkzeug ist entscheidend

Der Rhododendron-Schnitt wird zur gärtnerischen Erfolgsgeschichte, wenn das richtige Werkzeug zum Einsatz kommt. Als Grundausstattung für ein unterbrechungsfreies Arbeiten sollten für jede Schnittart und Triebstärke die adäquate Schere oder Säge parat liegen. Für Triebe bis 2 Zentimeter Stärke eignet sich die Einhand-Gartenschere, wahlweise mit Bypass- oder Amboss-Mechanik. Äste mit 2 bis 4 Zentimetern Durchmesser meistern Sie mit einer Zweihand-Astschere oder eine Klappsäge. Für einen Auslichtungsschnitt am majestätischen Strauch mit Ästen von 4 Zentimetern Durchmesser und mehr, darf eine hochwertige Schwert- oder Bügelsäge nicht fehlen.

Aufbauschnitt vollendet die Verjüngung – so geht es

Unter idealen Rahmenbedingungen treiben im Sommer nach einer Verjüngung die ersten Zapfen aus. Parallel zum Wachstum trocknen Zapfenreste ein und können ganz einfach entfernt werden. Im folgenden Frühjahr schneiden Sie das nächste Drittel überalterter Äste zurück, indem Sie wiederum den kombinierten Ableitungs- und Zapfenschnitt anwenden. Untenstehende Abbildung versinnbildlicht die korrekte Vorgehensweise.

Nehmen Sie bei dieser Gelegenheit alle jungen Bodentriebe unter die Lupe. Wählen Sie die stärksten Exemplare aus und schneiden schwächliche Konkurrenztriebe bodeneben ab.

Sofern kein Zapfen ausgetrieben ist, verschieben Sie die zweite Verjüngungsetappe um ein weiteres Jahr. Ausbleibendes Wachstum junger Triebe signalisiert, dass Ihr Rhododendron noch unter den Strapazen der ersten Etappe zu leiden hat. Indem Sie auf weitere Schnittmaßnahmen verzichten, geben Sie dem Strauch Gelegenheit, seine Kräfte zu sammeln.

Rhododendron schneiden

Bilden sich im Jahr nach der Verjüngung an den Schnittstellen erste Jungtriebe, wird das nächste Drittel alter Triebe verjüngt. Ohne einen frischen Austrieb, warten Sie bis zum nächsten Jahr mit der nächsten Etappe.

Hintergrund

Wundverschluss an Rhododendron ist nicht mehr zeitgemäß – bis auf eine Ausnahme

Auslichten alter, dicker Äste oder ein umfassender Verjüngungsschnitt hinterlassen am Rhododendron großflächige Schnittwunden. Moderne Hausgärtner überlassen dem Strauch den Heilungsprozess und versiegeln die Wunden nicht mehr mit Baumwachs. Neueste wissenschaftliche Forschungen haben ergeben, dass sich in jedem Baum und Strauch unter der Rinde teilungsfähiges Gewebe befindet – das Kambium. Nach Verwundungen bildet Kambium Wundholz aus, um die Schadstelle zu überwallen. Diese natürliche Form der Regeneration übertrumpft gärtnerische Maßnahmen um Längen. Folglich werden Baumwachs und andere Wundverschlussmittel im Hausgarten ausgemustert. Einzige Ausnahme ist eine dünne Schicht Baumwachs entlang der Wundränder, wenn Frost das wertvolle Kambium beschädigen könnte.

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Rhododendron und Azalee?

Die Gattung Rhododendron umfasst mehr als 1000 Arten, zu denen auch Azaleen zählen. Aus diesem Grund wird die beliebte Japanische Azalee von Botanikern als Rhododendron japonicum bezeichnet. Ungeachtet der engen botanischen Verwandtschaft können Sie anhand optischer Merkmale beide Blütensträucher unterscheiden. Ein Rhododendron gedeiht als immergrüner, zumeist ausladender Strauch. Azaleen werfen hingegen ihre Blätter im Herbst oder Winter ab und entwickeln eine aufrechte, weniger raumgreifende Statur.

Sind Rhododendron-Sträucher giftig?

Die meisten Rhododendron-Arten und Sorten enthalten einen Cocktail aus verschiedenen Giftstoffen. Nicht nur die Blätter sind gesundheitsbedrohlich, sondern ebenfalls Wurzeln, Knospen, Blüten und Früchte. Übermäßiger Verzehr verursacht bei Mensch und Tier heftige Vergiftungssymptome von Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Atemnot und verlangsamter Herztätigkeit. Integrieren Sie einen Rhododendron bitte nur dann in die Gartengestaltung, wenn sich die Pflanze außer Reichweite von Kindern und Tieren befindet. Schützen Sie sich bei den Schnittarbeiten mit Handschuhen. Entsorgen Sie Schnittgut nicht auf dem Kompost oder einer Viehweide, sondern in der Biotonne.

Kann ich Schnittgut für die Stecklingsvermehrung nutzen?

Die Vermehrung von Rhododendron mit Stecklingen gilt selbst unter Pflanzenexperten als Herausforderung. Baumschulen vermehren das Ziergehölz in der Regel durch Veredelung. Statt sich mit diesen komplizierten Methoden herumzuplagen, empfehlen wir Ihnen die Absenker-Methode. Perfekt geeignet sind halb verholzte Triebe in Bodennähe. Zunächst entfernen Sie alle Seitentriebe und ritzen das Gewebe auf der Unterseite leicht an. Das Triebstück mit der Verwundungsstelle graben Sie im Erdboden ein. Das Triebende fixieren Sie an einem Holzstab. Mutterpflanze und Ableger bleiben solange miteinander verbunden, bis sich am Nachkömmling ein eigenes Wurzelsystem entwickelt hat.

Rhododendron-Knospen sterben ab – was tun?

Sie schildern das typische Symptom für eine Pilzinfektion, ausgelöst durch die Rhododendronzikade. Die Insekten verursachen bei der Eiablage an der Knospe winzige Wunden, die Pilzerreger als Eintrittspforte nutzen. Entfernen Sie abgestorbene Blütenknospen zeitnah und entsorgen sie im Hausmüll. Damit es erst gar nicht soweit kommt, können Sie die weiblichen Zikaden im August und September mit Gelbtafeln an einer Eiablage hindern.

Die 3 häufigsten Schnittfehler

Es ist noch kein Meister für den Rhododendron-Schnitt vom Himmel gefallen. Wenngleich die wunderschönen Blütensträucher per se pflegeleicht sind, erfordert ein Rückschnitt die Beachtung der besonderen Wuchseigenschaften. Folgende Tabelle möchte Sie wappnen für die drei häufigsten Schnittfehler mit Tipps für die Vorbeugung.

Schnittfehler Schadbild Vorbeugung
verwelkte Blüten nicht ausgeputzt nachlassende Blütenfülle verwelkte Blüten zeitnah ausbrechen
vergreisten Rhododendron auf den Stock gesetzt Totalausfall alten Strauch etappenweise verjüngen
nicht auf Zapfen zurückgeschnitten kein neuer Austrieb an der Schnittstelle Äste stets mit kleinem Zapfen und seitlichem Blatt oder Trieb schneiden

Tipp

Umpflanzen von Rhododendron erfordert ein Umdenken bezüglich des Schnitts. Während bei anderen Gartensträuchern ein Rückschnitt zur Standardprozedur gehört, wird die Maßnahme bei Rhododendren ersatzlos gestrichen. Der Saftdruck ist schlichtweg zu gering, um nach einem Standortwechsel und Rückschnitt erneut auszutreiben. Schenken Sie daher einem umgepflanzten Rhododendron besondere Aufmerksamkeit beim Gießen und Düngen, damit er das verlorene Wurzelvolumen aus eigener Kraft ausgleichen kann.

Bilder: Lakeview Images / Shutterstock