Die bunte Vielfalt alter Gemüsesorten
Guter Heinrich, Stielmus oder Mairübe: Alte Gemüsesorten liegen wieder im Trend. Relativ unkompliziert im Anbau bieten sie, im Gegensatz zu den modernen Hochleistungssorten, eine wunderbare Geschmacksvielfalt, auf die auch immer mehr Sterneköche setzen.
Was versteht man unter »Alte Gemüsesorten«?
Als »alte Gemüsesorten« werden Gemüsesorten bezeichnet, deren Anbau historisch belegt ist, die aber heute nicht mehr flächendeckend auf dem Saatgutmarkt erhältlich sind oder deren Saatgut nicht in Saatgutdatenbanken gelistet ist.
Immer mehr Gärtnereien, Erhaltungsinitiativen, aber auch Privatpersonen haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, diese Sorten zu erhalten. Durch ihre züchterische Arbeit steht das Saatgut vieler Varianten heute wieder für den Anbau in privaten Gärten zur Verfügung.
Warum sollte die genetische Vielfalt erhalten werden?
Die Vielzahl der Kulturpflanzen ist ein wertvolles Kulturgut und kann dazu beitragen, unsere Ernährung auch in Zukunft zu sichern. Alte Sorten erweisen sich oft als robuster und sind aufgrund ihrer breiten genetischen Basis variabler als moderne Züchtungen. Zudem eignen sie sich sehr gut für den kommerziellen Anbau im Biolandbau.
Welche ernährungsphysiologischen Vorteile bieten alte Gemüsesorten?
Alte Gemüsesorten bieten eine Vielfalt an Geschmack und Form, die wir von den wenigen Sorten im Supermarkt nicht mehr kennen.
- Sie enthalten viele sekundäre Pflanzenstoffe, zu denen auch Farbstoffe wie die Flavonoide gehören.
- Alte Gemüsearten sind fast immer samenfest, sodass Sie selbst Saatgut gewinnen können.
- Die altbekannten Varianten sind robuster und widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlingsbefall.
Alte Gemüsesorten für den Hausgarten
Blattgemüse

Beginnt die Gemüsemalve zu blühen, werden die Blätter bitter

Knoblauchsrauke schmeckt nicht nur uns. Auch Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und viele Käfer werden von den nektarreichen Blüten angezogen

Meerkohl passt gut zu Fischgerichten, kann aber auch als Hauptzutat in vegetarischen Gerichten verwendet werden
Wurzelgemüse

Die Rüben können gebraten oder zu Püree verarbeitet werden.
Hülsenfrüchte
Hülsenfrüchte wie Linsen, Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen zählen zu den ältesten Kulturpflanzen. Sie punkten mit einem hohen Gehalt an wertvollem Eiweiß, sind reich an essenziellen Aminosäuren und sind deshalb ideal für ein vollwertige, auch fleischlose, Ernährung.
Zwiebeln
Die Winterheckenzwiebel wird bei uns seit dem Mittelalter angebaut. Die mehrjährigen Zwiebelpflanzen bilden röhrenförmige Blätter, die bereits im Vorfrühling austreiben.
Sie schmecken fein aromatisch und weniger scharf als Schnittlauch oder Speisezwiebeln. Klein geschnitten sind Winterheckenzwiebeln eine vitaminreiche Beigabe für Rohkostsalate und Kräuterquark.

Die Blüten der Winterheckenzwiebel sind essbar
Getreide
Kolbenhirse, Rispenhirse, Dinkel und Teff, die kleinste Getreideart der Welt, gehören zu den beinahe vergessenen Körnerfrüchten. Wem der Platz im eigenen Garten nicht ausreicht, um diese sehr gesunden Getreidesorten selbst anzubauen, der findet diese inzwischen in fast jedem gut sortierten Supermarkt. Sie eignen sich zum Backen sowie für die Zubereitung von Nudeln, Kuchen oder Keksen.
Tipp
Historisches Saatgut (24,00€ bei Amazon*) in Bio-Qualität gibt es bei vielen Online-Anbietern, aber auch im gut sortierten Gartenfachhandel vor Ort. Da die alten Sorten in der Regel samenfest sind, lohnt es sich, bei Nachbarn nachzufragen und auf Pflanzenflohmärkten nach unbekannten Varianten Ausschau zu halten.