Austernpilze auf Stroh züchten: So gelingt’s Schritt für Schritt
Austernpilze lassen sich auch ohne aufwendige Pilzzuchtkultur auf Strohballen kultivieren. In diesem Artikel erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie die richtige Strohsorte auswählen, das Myzel einbringen und optimale Wachstumsbedingungen schaffen, um ertragreiche Ernten zu erzielen.
Auswahl und Vorbereitung des Strohs
Für die erfolgreiche Zucht von Austernpilzen benötigen Sie geeignetes Stroh. Am besten verwenden Sie Weizenstroh oder, wenn dieses nicht verfügbar ist, Gerstenstroh. Es ist wichtig, dass das Stroh trocken, sauber und frei von Schimmel oder muffigem Geruch ist. Diese Anzeichen deuten auf Feuchtigkeit und mögliche Keimbelastung hin, die das Wachstum des Pilzmyzels behindern können.
Die Ballengröße sollte zwischen 50x50x50 cm und 100x50x50 cm liegen. Beachten Sie, dass die Ballen nach dem Wässern deutlich schwerer sind und Sie geeignete Behältnisse zur Hand haben müssen, um sie zu handhaben. Bio-Stroh ist besonders empfehlenswert, da es frei von Fungiziden und Pestiziden ist, die das Myzelwachstum hemmen könnten.
Checkliste für die Auswahl des Strohs:
- Art des Strohs: Weizenstroh (bevorzugt) oder Gerstenstroh
- Alter des Strohs: Maximal ein Jahr alt
- Zustand des Strohs: Trocken, sauber, frei von Schimmel und muffigem Geruch
- Behandlung: Unbehandeltes oder Bio-Stroh bevorzugen
Nach der Auswahl muss das Stroh vorbereitet werden. Der Ballen sollte vor dem Beimpfen gründlich gewässert werden, um die wasserabweisende Außenschicht zu durchdringen und die Feuchtigkeit gleichmäßig zu verteilen.
Für das Wässern verwenden Sie entweder die Methode des Einweichens oder des Überbrühens. Einweichen erfordert, dass der Ballen mindestens 12 Stunden vollständig unter Wasser getaucht wird. Alternativ können Sie den Ballen über mehrere Stunden hinweg mit heißem Wasser übergießen. Beide Methoden stellen sicher, dass das Stroh ausreichend Feuchtigkeit aufnimmt und gleichzeitig eventuell vorhandene Keime abgetötet werden.
Achten Sie nach dem Wässern darauf, das Stroh gut abtropfen zu lassen. Zu nasses Stroh kann das Myzel schädigen und das Wachstum behindern. Der Ballen sollte vor dem Beimpfen auf eine handwarme Temperatur abgekühlt sein, damit die Pilzbrut optimale Bedingungen vorfindet.
Beschaffung der Pilzbrut
Für die erfolgreiche Zucht von Austernpilzen ist die richtige Pilzbrut essenziell. Pilzbrut, auch als Myzel bekannt, besteht aus Getreidekörnern, die mit dem Myzel des Austernpilzes besiedelt sind. Sie können Pilzbrut online bei spezialisierten Fachhändlern, in Gärtnereien oder direkt bei Züchtern erwerben. Achten Sie darauf, dass die Pilzbrut frisch ist und keine Anzeichen von Verunreinigungen wie grüne Schimmelflecken oder schleimige Stellen aufweist. Das Myzel sollte schneeweiß und feinflaumig sein.
Arten der Pilzbrut:
- Körnerbrut: Diese besteht häufig aus getreidebasierter Brühe, wie Hirse, und ist besonders vorteilhaft aufgrund ihrer Vielseitigkeit. Körnerbrut unterstützt das robuste Wachstum der Pilze und verbessert die Nährstoffaufnahme. Zudem ermöglicht die feinkörnige Beschaffenheit eine homogene Verteilung in Substraten wie Stroh.
- Substratbrut: Wird direkt auf organischem Material, wie Holzfasern, gezogen und ist vorwiegend für unsterile Impfverfahren geeignet.
Für die Besiedlung eines Strohballens von etwa 50x50x100 cm werden etwa 750 ml Körnerbrut oder 1 Liter Substratbrut empfohlen.
Tipps zur Lagerung und Vorbereitung:
- Lagerung: Pilzbrut ist nur begrenzt lagerfähig und sollte vor Gebrauch kühl gelagert werden. Körnerbrut ist bis zu 1 Monat haltbar, während Substratbrut bis zu 3 Monate gelagert werden kann.
- Frische und Qualität: Achten Sie darauf, dass die Pilzbrut so frisch wie möglich verwendet wird, da die Vitalität des Myzels entscheidend für den Erfolg Ihrer Pilzzucht ist.
Beimpfen des Strohs mit Pilzbrut
Nachdem das Stroh gründlich abgetropft und auf eine handwarme Temperatur abgekühlt ist, können Sie mit der Beimpfung beginnen. Um sicherzustellen, dass die Pilzbrut gut verteilt wird, lockern Sie die Körner- oder Substratbrut zunächst vorsichtig mit einem sauberen, spitzen Gegenstand auf. Dies fördert eine gleichmäßige Verteilung des Myzels und minimiert das Risiko von Verklumpungen.
Stechen Sie dann gleichmäßig um den gesamten Strohballen Verteilungslöcher, die etwa 10-15 cm tief sind. In jedes dieser Löcher geben Sie eine wallnussgroße Menge Pilzbrut. Anschließend drücken Sie die Impflöcher sorgfältig wieder zu, sodass die Brut gut am Stroh anliegt und nicht herausfällt. Arbeiten Sie nach Möglichkeit mit sauberen Händen und Werkzeugen, um eine Kontamination durch unerwünschte Mikroorganismen zu vermeiden.
Die optimale Menge hängt von der Größe des Strohballens ab. Ein Strohballen mit den Maßen 50 x 50 x 100 cm benötigt beispielsweise etwa 750 ml Körnerbrut oder 1 Liter Substratbrut. Stellen Sie sicher, dass diese Menge eingehalten wird, um eine schnelle und effektive Kolonisierung des Strohs zu gewährleisten.
Durchwachsphase und optimale Wachstumsbedingungen
Nach dem Beimpfen startet die Durchwachsphase, in der das Pilzmyzel das Stroh vollständig besiedelt. Lagern Sie den beimpften Strohballen an einem schattigen und windgeschützten Ort bei Temperaturen zwischen 15°C und 25°C. Überprüfen Sie regelmäßig die Temperatur und die Feuchtigkeit des Strohballens, um optimale Bedingungen sicherzustellen.
Temperaturkontrolle:
- Optimale Temperatur: Das Myzel wächst am besten bei einer Temperatur von 22°C bis 25°C. Die Balleninnentemperatur sollte jedoch nie 34°C überschreiten, da sonst das Myzel absterben kann.
- Temperaturmanagement: Nutzen Sie ein Einstichthermometer (8,00€ bei Amazon*), um die interne Temperatur des Strohballens zu überwachen. Bei Bedarf können Sie die Temperatur durch Wässern mit kühlem Leitungswasser senken.
Feuchtigkeitskontrolle:
- Feuchtigkeit: Achten Sie darauf, dass der Strohballen in einer Tiefe von 4-5 cm gut durchfeuchtet ist. Staunässe muss unbedingt vermieden werden, um Sauerstoffmangel und mögliche Schädigung des Myzels zu verhindern.
- Wässerung: Kontrollieren Sie regelmäßig die Feuchtigkeit und wässern Sie den Ballen bei Bedarf mit kaltem Leitungswasser, um das Wachstum zu fördern.
Schutz und Luftzirkulation:
Abdeckung: Verwenden Sie eine lichtundurchlässige Abdeckung wie eine Holzplatte oder eine Schilfmatte, die den Ballen vor direkter Sonneneinstrahlung und Überwässerung schützt. Achten Sie dabei darauf, dass ausreichend Luftzirkulation gewährleistet ist, um die Bildung von Schimmel zu vermeiden.
Die Durchwachsphase dauert, abhängig von den Außentemperaturen, etwa 6-8 Wochen. Erkennbar ist die vollständige Besiedlung durch das Myzel, wenn sich weißgraue Myzelfäden in den feuchten Bereichen etwa 5 cm unter der Oberfläche des Strohs entwickeln. Bei einer vollständigen Besiedlung sind auch einige Myzelstränge an der Oberfläche sichtbar.
Ernte der Austernpilze
Sobald der Strohballen vollständig vom Pilzmyzel durchwachsen ist, zeigen sich die ersten Fruchtkörper meist nach etwa 6 bis 8 Wochen. Achten Sie auf den richtigen Erntezeitpunkt: Dieser ist erreicht, wenn sich der Hutrand der Austernpilze leicht nach oben wölbt und die Hüte eine gleichmäßige, graue Färbung haben.
Schritt-für-Schritt Anleitung zur Ernte:
1. Kontrolle des Reifegrads:
- Prüfen Sie regelmäßig, ob sich auf dem Ballen Pilztrauben gebildet haben.
- Achten Sie darauf, ob sich unter den Pilzen feiner, weißer Sporenstaub gesammelt hat – ein Anzeichen für Reife.
2. Schneiden statt Drehen:
- Verwenden Sie ein sauberes, scharfes Messer oder eine Schere.
- Schneiden Sie die Pilze knapp über der Basis, um das Myzel und die verbleibenden Pilze nicht zu beschädigen.
3. Ernte in Wellen:
- Freuen Sie sich über mehrere Erntewellen: Die Pilze bilden sich etwa 3-4 Mal im Abstand von einigen Wochen nach.
- Lassen Sie dem Myzel dazwischen immer einen Erholungszeitraum von etwa 3-4 Wochen.
4. Sauberkeit bewahren:
- Stellen Sie sicher, dass Sie mit sauberen Werkzeugen arbeiten, um eine Kontamination mit Schimmel oder Bakterien zu vermeiden.
Tipps zur Nachernte:
- Lagerung: Frisch geerntete Austernpilze sollten kühl und bei hoher Luftfeuchtigkeit gelagert werden, um ihre Frische zu bewahren.
- Verwendung: Diese Pilze sind vielseitig einsetzbar und eignen sich hervorragend für Gerichte wie Suppen, Pfannengerichte und Saucen.
Während der Wachstumsperiode ist es wichtig, die Feuchtigkeit und Temperatur weiterhin optimal zu halten, um eine maximale Ausbeute zu erzielen. Mit guter Pflege können Sie insgesamt bis zu 20% des Ballengewichts in Form von leckeren Austernpilzen ernten.