Gundermann

Efeu-Gundermann: Vom Wildkraut zum Küchenstar?

Der Gundermann (Glechoma hederacea) ist eine weit verbreitete Pflanze mit vielfältigen Eigenschaften. Dieser Artikel beleuchtet die Botanik, die Bedeutung für die Biodiversität sowie die Verwendungsmöglichkeiten im Garten, in der Küche und in der Naturheilkunde.

Namensherkunft und weitere Bezeichnungen

Der Name „Gundermann“ leitet sich möglicherweise vom althochdeutschen Wort „gund“ ab, das „Eiter“ oder „Geschwür“ bedeutet, und bezieht sich auf die historische Nutzung der Pflanze zur Heilung eitriger Wunden. Gundelrebe, „Erd-Efeu“ oder „Efeu-Gundermann“ sind weitere gebräuchliche Synonyme. Im Niederdeutschen ist der Name „Heckenkieker“ verbreitet, was auf den typischen Lebensraum der Pflanze anspielt. Wissenschaftlich trägt der Gundermann den Namen Glechoma hederacea, wobei „hederacea“ auf die efeuartigen Blätter verweist. Ein weiterer volkstümlicher Name ist „Soldatenpetersilie“, ein Hinweis auf die Nutzung als Gewürz.

Botanische Einordnung und Verwandtschaft

Gundermann gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), die auch bekannte Kräuter wie Minze und Basilikum umfasst. Innerhalb dieser Familie gehört er zur Unterfamilie Nepetoideae und zur Tribus Mentheae. Die Gattung Glechoma beinhaltet vier bis acht Arten, je nach botanischer Einschätzung, wobei in Mitteleuropa hauptsächlich Glechoma hederacea heimisch ist.

Verwandt ist der Gundermann mit den Gattungen Nepeta (Katzenminze) und Dracocephalum (Drachenkopf), die ebenfalls über charakteristische quadratische Stängel und Lippenblüten verfügen. In Mitteleuropa existieren zwei Varianten: der Echte Gundermann (Glechoma hederacea) und der Haarige Gundermann (Glechoma hirsuta), der sich durch eine stärkere Behaarung auszeichnet.

Beschreibung des Gundermanns

Gundermann ist eine wintergrüne, mehrjährige Pflanze mit kriechenden Ausläufern, die an den Blattknoten neue Wurzeln bilden. Diese Ausläufer können bis zu einem Meter lang werden. Die Blütentriebe wachsen aufrecht und erreichen eine Höhe von 30 Zentimetern.

Die Blätter sind gestielt, nieren- bis herzförmig und haben einen stumpf gezähnten Rand. Sie bleiben im Winter grün und setzen beim Zerreiben ein aromatisches Duftprofil frei. Gundermann ist gut an feuchte und nährstoffreiche Böden angepasst.

Blüte und Frucht

Zwischen März und Mai, die Blütezeit beginnt im Frühling, erscheinen die violetten bis blauen, selten rosa oder weißen Blüten des Gundermanns. Sie sitzen meist zu zweit oder dritt ungestielt in den Blattachseln der oberen Blätter. Die Blütenkronen sind etwa anderthalb bis zwei Zentimeter lang und haben charakteristische purpurne Flecken im Blütenschlund.

Nach der Bestäubung entwickeln sich Klausenfrüchte, eine typische Fruchtform der Lippenblütler. Diese vierteiligen, einsamigen Zerfallfrüchte werden bei feuchter Witterung klebrig, was die Verbreitung durch Anhaften an Tierfell oder Kleidung erleichtert. Ameisen tragen ebenfalls zur Verbreitung bei.

Vorkommen und Verbreitung

Gundermann ist in Europa weit verbreitet und hat besondere Häufigkeit in Mitteleuropa. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Ostasien bis zu den Britischen Inseln. In Nordamerika und anderen Kontinenten wurde er eingeschleppt.

Er gedeiht auf Temperaturen von Meeresniveau bis zu 1600 Metern in den Alpen und bevorzugt halbschattige Standorte mit feuchten, nährstoffreichen Böden. Typische Lebensräume sind Wirtschaftswiesen, Auwälder, Gebüschränder und Gärten.

Standortansprüche und Bodenverhältnisse

Gundermann bevorzugt halbschattige bis schattige Lagen, toleriert jedoch auch sonnige Standorte, solange der Boden mäßig feucht bis feucht und reich an organischem Material ist. Ideale Böden sind humose, lehmige oder sandig-lehmige Substrate mit einem pH-Wert von 5,5 bis 7,5. Staunässe sollte vermieden werden, da sie die Wurzeln schädigt.

Ökologische Bedeutung

Die Blüten des Gundermanns bieten von März bis Juni wichtigen Nektar für Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und Käfer. Seine Samen, die Elaiosome enthalten, werden von Ameisen verbreitet. Der Gundermann unterstützt somit nicht nur Insekten, sondern trägt auch zur Bodengesundheit bei.

Gundermann im Garten

Gundermann kann im Garten sowohl als nützliches Wildkraut als auch als invasiver Bodendecker gesehen werden. Er ist ideal für insektenfreundliche Gartengestaltungen und gedeiht gut in halbschattigen bis schattigen Bereichen unter Bäumen. Zur Kontrolle der Ausbreitung empfiehlt sich eine Abgrenzung des Pflanzbereichs. Die Sorte Glechoma hederacea ‚Variegata‘ eignet sich besonders für Kübel- und Kastenbepflanzungen.

Gundermann als Heilpflanze

Gundermann ist bekannt für seine entzündungshemmenden, schleimlösenden und stoffwechselanregenden Eigenschaften. Er enthält ätherische Öle, Gerbstoffe und Bitterstoffe wie Glechomin. Diese Inhaltsstoffe werden sowohl innerlich als Tee als auch äußerlich in Salben verwendet. Die Blätter und Blüten können frisch oder getrocknet für therapeutische Zwecke genutzt werden. Konsultieren Sie jedoch immer einen Arzt, bevor Sie Heilpflanzen anwenden.

Gundermann in der Küche

Die aromatisch-würzigen Blätter und Blüten des Gundermanns sind essbar und finden in der Küche vielfältige Verwendung. Sie verfeinern Wildkräutersalate, Kräuterquark und -butter, Suppen, Pestos und Aufstriche. Aufgrund des intensiven Aromas sollten Sie Gundermann sparsam dosieren. Besonders zarte Blätter sammeln Sie am besten zwischen März und Mai.

Giftigkeit von Gundermann

Gundermann ist für Menschen ungiftig und vielseitig in der Heil- und Küchenanwendung nutzbar. Allerdings sollten Tiere, insbesondere Huftiere wie Pferde und Rinder, die Pflanze meiden, da sie in großen Mengen giftig ist und gesundheitliche Probleme verursachen kann.

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