Erle

Die Erle: Ein Baum für feuchte Standorte

Die Erle (Alnus) ist ein vielseitiger Baum, der sich durch seine charakteristische Wuchsform und seine Anpassungsfähigkeit an feuchte Standorte auszeichnet. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Eigenschaften und Besonderheiten der Erle.

Steckbrief

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Pflanzenart
Großer Strauch bis Baum
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Wuchs
Mehrstämmig, kegelförmige oder rundliche Krone
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Wuchshöhe
2,5 m bis 30 m
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Blütenform
Männlich: hängende Kätzchen, weiblich: aufrecht, zapfenartig
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Blütezeit
Februar bis März
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Blattfarbe
Dunkelgrün (Sommer), gelb (Herbst)
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Wuchs

Erlen, auch als Eller oder Else bekannt, variieren in ihrer Erscheinung von großen Sträuchern bis hin zu Bäumen, die Höhen von 2,5 bis 30 Metern erreichen können. Sie sind für ihre Fähigkeit bekannt, mehrere Stämme auszubilden, was ihnen ein unverwechselbares Erscheinungsbild verleiht. Die Krone der Erle kann verschiedene Formen annehmen, oft kegelförmig oder rundlich.

Das tiefreichende Herzwurzelsystem der Erle macht sie einzigartig. Etwa 70 bis 90 Prozent der Wurzeln sind Vertikalwurzeln, während kräftige Hauptseitenwurzeln fehlen. Dadurch sind die Flächen zwischen den Bäumen nur schwach durchwurzelt. Erlen bilden zudem Wurzelknöllchen in den oberen Bodenschichten, die symbiotische Beziehungen mit stickstoffbindenden Bakterien eingehen. Diese Knöllchen sind stecknadelkopf- bis apfelgroß und ermöglichen der Erle das Wachstum auf nährstoffarmen Böden. An überfluteten Standorten entwickeln sich die Wurzeln zu Stelzwurzeln, die den Baum besser verankern.

Die Wurzeln der Erle stehen teilweise im Wasser, was zur Stabilisierung von Ufern und zum Schutz vor Erosion beiträgt. Sie bieten zudem Fischen, Krebsen und Amphibien einen wichtigen Rückzugsraum. Der Luftaustausch in den Wurzeln erfolgt durch große Korkporen an der Stammbasis und den oberflächennahen Wurzeln.

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Die violett-braunen, schraubig angeordneten Knospen der Erle sind im Winter gut zu erkennen. Sie stehen weit von den Zweigen ab und sind besonders klebrig und kahl. Die Blätter sind wechselständig, rundlich bis eiförmig und haben einen gesägten oder gezähnten Rand.

Welcher Standort ist geeignet?

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Knospe der Grau-Erle (Alnus incana) in Mogelsberg, St. Gallen, Schweiz.
Foto: MurielBendel | Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Quelle: Wikimedia

Erlen bevorzugen feuchte bis nasse Standorte und gedeihen gut in der Nähe von Flüssen, Seen, Bächen sowie in Sümpfen, Mooren und feuchten Wäldern. Sie sind auch in Gebirgsbächen und an Hangrutschungen zu finden. Typische Standorte wie Auwälder und Bruchwälder bieten ihnen dauerhaft feuchte Böden.

Erlen wachsen gut auf nährstoffreichen, frischen bis nassen und schwach sauren Böden. Obwohl sie trockene Standorte meiden, vertragen sie kurze Trockenperioden recht gut. Sie gedeihen auf sandigen, lehmigen, torfigen und kiesigen Böden mit einem schwach sauren bis alkalischen pH-Bereich.

Diese Bäume sind hinsichtlich ihres Lichtbedarfs flexibel und gedeihen sowohl an sonnigen als auch halbschattigen Plätzen. Eine regelmäßige Bodenfeuchte ist jedoch unerlässlich. Wenn Sie Erlen im Garten pflanzen, sollten Sie darauf achten, den Boden zu mulchen und gut zu wässern, um die nötige Feuchtigkeit zu gewährleisten. Der Pflanzabstand zwischen den Erlen sollte fünf bis sechs Meter betragen. In der Jugend wachsen Erlen schnell, mit einem jährlichen Zuwachs von bis zu 30 bis 40 cm in der Höhe und bis zu 20 cm in der Breite. Im Forst liegt das Nutzungsalter bei etwa 60 bis 80 Jahren.

Blätter

Die Blätter der Erle sind wechselständig angeordnet, ca. 5 bis 10 cm lang und gestielt. Sie haben meist eine rundliche bis eiförmige Form und können an der Spitze eingekerbt oder wenig zugespitzt sein. Junge Blätter sind klebrig und glänzend grün, während sie im Sommer dunkelgrün und glatt werden. Die Blattunterseite ist geringfügig dunkler und oft mit gelblichen Haarbüscheln in den Nervenwinkeln versehen.

Der Blattrand ist fein bis grob gesägt oder gezähnt. Die Blattbasis ist häufig herzförmig, und die Blattadern verlaufen parallel von der Blattspreite aus. Im Herbst verfärben sich die Blätter gelb und fallen ab.

Blüte

Erlen sind einhäusig getrenntgeschlechtig, das bedeutet, dass Sie sowohl männliche als auch weibliche Blüten an einer Pflanze finden. Die Blütezeit beginnt im Februar oder März und dauert etwa zwei bis vier Wochen. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.

Die männlichen Blüten erscheinen als auffällige, hängende Kätzchen, die während der Blüte eine Länge von 6 bis 12 cm erreichen und gelbgrün gefärbt sind. Die weiblichen Blüten hingegen sind unscheinbarer, aufrecht und schwarz gefärbt. Sie verholzen nach der Bestäubung zu kleinen, zapfenartigen Gebilden, die am Baum verbleiben.

Ein interessanter Aspekt ist die frühe Freisetzung der Blütenpollen, die bereits im März und April erfolgt, bevor die Blätter austreiben. Dies kann Allergikern Probleme bereiten. Die weiblichen Blüten entwickeln sich nach der Bestäubung zu den charakteristischen Früchten der Erle.

Früchte

Die Früchte der Erle sind kleine, verholzte Zapfen, die sich aus den weiblichen Blüten entwickeln. Anfangs sind diese Zapfen grün, verfärben sich später bräunlich und verholzen. Die Zapfen bleiben bis zum nächsten Frühjahr am Baum.

Die Früchte sind etwa 2 cm groß und enthalten kleine, hellbraune, geflügelte Samen, die durch Wind und Wasser verbreitet werden. Im Wasser bleiben die Samen bis zu einem Jahr keimfähig. Während des Winters dienen die Samen als Nahrung für Vögel wie den Erlenzeisig und den Stieglitz.

Symbiose mit Bakterien

Erlen gehen eine Symbiose mit stickstoffbindenden Bakterien (Frankia alni) ein, die in speziellen Wurzelknöllchen leben. Diese Knöllchen, auch Actinorhiza genannt, ermöglichen die Fixierung von Luftstickstoff und dessen Umwandlung in eine für die Pflanze nutzbare Form.

Durch diese Symbiose kann die Erle auf nährstoffarmen Böden gedeihen und zur Bodenverbesserung beitragen. Der gebundene Stickstoff erhöht den Stickstoffgehalt im Boden, was auch benachbarten Pflanzen zugutekommt.

Erlen gehen zudem symbiotische Beziehungen mit verschiedenen Pilzarten ein, darunter der Kahle Krempling (Paxillus involutus) und der Erlengrübling (Gyrodon lividus). Diese Pilze bilden Ektomykorrhiza mit den Erlenwurzeln und unterstützen deren Nährstoffaufnahme.

Rinde

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Junge Rinde der Schwarzerle (Alnus glutinosa) mit Korkporen.
Foto: Robertito1965 | Lizenz: CC BY 3.0 | Quelle: Wikimedia

Die Rinde der Erle verändert sich mit dem Alter des Baumes. Bei jungen Erlen ist sie glatt, grünlich-braun und glänzend. Mit zunehmendem Alter wird sie dunkler und entwickelt eine dunkelgraue bis schwarzbraune, schuppige Borke.

Besondere Merkmale der Erlenrinde sind die zahlreichen quer stehenden Korkporen bei jungen Bäumen und die Risse in der Borke älterer Bäume, die die Rinde in kleine, eckige Schuppen teilen. Die Rinde der Schwarzerle beginnt grünlich-braun mit rötlichen Korkwarzen und wird später schwärzlich und schuppig. Die Grau-Erle behält ihre hellgraue, glatte Rinde auch im Alter bei.

Historisch wurde die Erlenrinde wegen ihres hohen Gerbstoffgehalts zur Ledergerbung genutzt. Zudem ließ sich aus der Rinde in Verbindung mit den Fruchtzapfen schwarze Tinte und Farbstoffe herstellen.

Holz

Erlenholz, frisch geschnitten rötlich-weiß, dunkelt zu rostrot bis rotbraun nach. Es gibt keinen Unterschied zwischen Splint- und Kernholz. Im Längsschnitt ist das Holz schwach nadelrissig, und die Jahrringe sind unterschiedlich breit. Falsche Markstrahlen erscheinen im Radialschnitt als Spiegel und im Tangentialschnitt als dunklere Längsstreifen.

Das Holz ist weich, leicht spaltbar, biegsam, elastisch und fest. Es lässt sich gut bearbeiten, wie z.B. durch Drechseln, Schnitzen, Leimen und Polieren. Erlenholz wird oft als Ersatz für wertvollere Hölzer wie Nussbaum oder Mahagoni verwendet.

Erlenholz ist unter Wasser nahezu unbegrenzt haltbar, was es historisch für den Bau von Wasserwerken prädestinierte. Beispielsweise stehen viele Bauten in Venedig und Amsterdam auf Erlenpfählen. Im trockenen Zustand ist es jedoch nicht wetterbeständig und wird daher vorzugsweise im Innenbereich verwendet.

Erlenholz findet Anwendung in folgenden Bereichen:

  • Möbelbau, insbesondere für Leimplatten und geschnitzte oder gedrechselte Möbelstücke
  • Wand- und Deckenverkleidungen
  • Kinderspielzeug und Küchengeräte
  • Modellbau, Kunsthandwerk und Bildhauerei
  • Musikinstrumentenbau und Drechselarbeiten
  • Spezialholzkohle und Furniere

Verwendung

Traditionell wurde Erlenholz als Brennholz verwendet, da es auch im frischen Zustand gut brennt. Aufgrund seiner Haltbarkeit unter Wasser war es ideal für Wasserbauten. Heute findet es zahlreiche Anwendungen im Innenbereich.

Erlenholz wird besonders im Möbelbau geschätzt. Es dient zur Herstellung von Leimplatten, Wand- und Deckenverkleidungen, Kinderspielzeug und verschiedenen Kunsthandwerken. Darüber hinaus wird die Rinde der Erle für historische und medizinische Anwendungen genutzt.

In der Naturheilkunde werden verschiedene Pflanzenteile der Erle zur Behandlung von Beschwerden eingesetzt, darunter entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkungen sowie Anwendungen bei Hautproblemen und Wunden.

Erlen spielen eine wichtige Rolle in der Landschaftspflege und Aufforstung. Sie stabilisieren Hänge und Böschungen und sind Pionierpflanzen auf nährstoffarmen Böden. Sie werden häufig zur Aufforstung von Braunkohle- und Abraumhalden verwendet und schützen spätfrostgefährdete Arten.

Erle richtig pflanzen

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Samen der Erle (Alnus serrulata) in Nahaufnahme.
Foto: Omar hoftun | Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Quelle: Wikimedia

Erlen bevorzugen einen sonnigen bis halbschattigen Standort und feuchten bis nassen Boden. Der ideale Pflanzzeitpunkt ist im Frühjahr oder Herbst.

Wählen Sie das Pflanzmaterial aus: Erlen werden als wurzelnackte Heister oder als Solitärpflanzen im Container oder mit Ballen angeboten. Wurzelnackte Exemplare pflanzen Sie vorzugsweise im Herbst, während Containerpflanzen das ganze Jahr bei frostfreiem Wetter gepflanzt werden können.

Bereiten Sie das Pflanzloch vor: Es sollte mindestens doppelt so groß wie der Wurzelballen der Erle sein. Setzen Sie die Erle in das Pflanzloch und füllen Sie es mit dem ausgehobenen Erdmaterial auf. Treten Sie die Erde leicht fest und schlemmen Sie die Pflanzstelle gut ein.

Nach der Pflanzung sollten Sie regelmäßig wässern, insbesondere in trockenen Phasen. Regelmäßiges Gießen unterstützt das Anwachsen und Gedeihen der jungen Pflanzen.

Brauchtum

Erlen galten aufgrund ihres Standorts im mystischen Zwischenbereich von Land und Wasser als geheimnisvolle Bäume. Man sagte ihnen nach, sie beherbergten Naturgeister oder unheimliche Wesen. Die Erle spielte in vielen Kulturen eine bedeutende Rolle.

Bei den Kelten waren Erlen dem Gott Bran gewidmet, dem Schutzgott der Reisenden, Geschichtenerzähler und Sänger. Schamanen fertigten Amulette aus Erlenholz an, um sich auf Reisen in die Anderswelt zu schützen.

Im 6. Jahrhundert wurden nach altfränkischem Recht über dem Kopf eines Verurteilten vier Erlenstäbe zerbrochen und in verschiedene Richtungen geworfen, um ihn aus der Gemeinschaft zu verstoßen. Diese Praxis begründete die Redensart „über jemanden den Stab brechen“.

Der Begriff „Erlkönig“ in der Literatur, inspiriert von der dänischen Volksballade „Herr Oluf“ und Goethes Ballade „Erlkönig“, ist ein weiteres Beispiel für die mystische Bedeutung der Erle.

Einige Ortsnamen mit den Präfixen erl-, erle- und erlen- gehen auf die Erle zurück, wie Erlach und Erlenbach. Diese Orte könnten auf keltische Kultstätten zurückgehen. Auch niederdeutsche Präfixe wie els-, -else und elsen- sowie slawische Formen wie olsz- und jelš- weisen auf die Erle hin.

In der britischen Folklore wird den grünen weiblichen Blüten der Erle nachgesagt, sie färbten die Kleidung von Feen. Diese Märchen verstärken die geheimnisvolle Bedeutung der Erle in verschiedenen Kulturen.

Zusammengefasst wurde die Erle in vielen Kulturen als geheimnisvoller Baum verehrt und spielte eine bedeutende Rolle in der Mythologie und im Brauchtum.

Häufig gestellte Fragen

Was macht die Erle besonders widerstandsfähig in feuchten Umgebungen?

Die Erle ist außergewöhnlich gut an feuchte Standorte angepasst. Ihr tiefreichendes Herzwurzelsystem, das zu 70-90 % aus Vertikalwurzeln besteht, verleiht ihr Stabilität. Zudem bildet sie Wurzelknöllchen, die symbiotisch mit stickstoffbindenden Bakterien (Frankia alni) zusammenarbeiten, um auf nährstoffarmen Böden zu gedeihen. Besonders an überfluteten Standorten entwickelt die Erle Stelzwurzeln, die eine bessere Verankerung bieten und die Stabilisierung von Ufern unterstützen.

Welche Rolle spielt die Erle in der Mythologie und im Brauchtum?

Die Erle hat eine reiche Symbolik in der Mythologie und im Brauchtum. Im 6. Jahrhundert wurden Verurteilte durch das Zerbrechen von vier Erlenstäben über ihren Köpfen aus der Gemeinschaft verstoßen, was zur Redewendung „über jemanden den Stab brechen“ führte. In der keltischen Mythologie war die Erle dem Gott Bran, dem Schutzgott der Reisenden und Geschichtenerzähler, gewidmet. Zudem galt die Erle in der britischen Folklore als Baum, mit dessen grünen Blüten Feen ihre Kleidung färben.

Warum ist das Holz der Erle unter Wasser besonders haltbar?

Erlenholz ist unter Wasser nahezu unbegrenzt haltbar. Dies liegt daran, dass das Holz im Wasser nicht austrocknet und somit die Zersetzung durch mikrobiellen Abbau stark verlangsamt wird. Historisch gesehen wurden deshalb viele Bauten in Städten wie Venedig und Amsterdam auf Erlenpfählen errichtet. Im trockenen Zustand hingegen ist das Holz weniger wetterfest, was seine Verwendung auf den Innenbereich beschränkt.

Welchen Nutzen haben die symbiotischen Bakterien für die Erle?

Die symbiotischen Bakterien (Frankia alni), die in den Wurzelknöllchen der Erle leben, sind in der Lage, atmosphärischen Stickstoff zu binden und in eine pflanzenverfügbare Form umzuwandeln. Diese Symbiose ermöglicht es der Erle, auch auf nährstoffarmen Böden zu wachsen, da sie dadurch ihren Bedarf an stickstoffhaltigen Nährstoffen decken kann. Zusätzlich erhöht der gebundene Stickstoff den Stickstoffgehalt im umliegenden Boden, von dem auch benachbarte Pflanzen profitieren.

Bilder: Bogdan Wankowicz / stock.adobe.com