Leindotter: Anbau, Pflege und Verwendung der Ölpflanze
Leindotter ist eine vielseitige, pflegeleichte Pflanze mit langer Nutzungsgeschichte. Dieser Artikel beleuchtet die Eigenschaften, den Anbau und die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Leindotter.
Steckbrief
Wuchs
Leindotter (Camelina sativa), auch als Dotterlein bekannt, ist eine einjährige, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 30 bis 120 Zentimetern erreicht. Der Stängel ist oft leicht behaart oder fast kahl und verzweigt sich im oberen Drittel. Die wechselständig und spiralig angeordneten Blätter sind lanzettlich.
Die Pflanze zeigt folgende Wuchseigenschaften:
- Wuchshöhe: 30 bis 120 cm
- Stängel: leicht behaart oder fast kahl, verzweigt
- Blätter: lanzettlich, wechselständig und spiralig angeordnet
Leindotter besitzt eine dünne, spindelförmige Wurzel, die anfangs seitlich wächst und später in die Tiefe geht. Die Pflanze zeichnet sich durch eine schnelle Entwicklung nach der Aussaat und eine starke Durchwurzelung aus, was die Bodengare verbessert. Diese Eigenschaften machen Leindotter zu einer flexiblen und anspruchslosen Kulturpflanze.
Mischkultur
Leindotter eignet sich hervorragend für den Mischanbau mit Wintergetreide wie Roggen oder Weizen. Die Aussaat sollte unmittelbar nach der Hauptkultur erfolgen, um Konkurrenznachteile zu vermeiden. Eine reduzierte Saatdichte beim Getreide ist wichtig, um dem Leindotter ausreichend Platz und Licht zu bieten.
Ein bewährtes Vorgehen im Mischanbau umfasst:
- Aussaat der Hauptkultur
- Direkt anschließende Aussaat des Leindotters
- Alternativ gemeinsame Aussaat mit spezieller Sätechnik
Für den Leindotter sollten 500 keimfähige Körner pro Quadratmeter ausgesät werden, was etwa 5–6 kg pro Hektar entspricht. Diese Maßnahmen unterstützen den Leindotter, in der Mischkultur erfolgreich zu wachsen und Ernteerträge zu sichern.
Wichtige Vorteile des Mischanbaus:
- Gute Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern
- Effektive Bodendeckung und Erosionsschutz durch Rosettenbildung
- Förderung der Biodiversität durch Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel
Die Düngeempfehlungen richten sich nach der Hauptkultur, sollten aber möglichst reduziert werden. Die Ernte erfolgt zusammen mit der Hauptfrucht, wobei die leichte Reduzierung des Windes beim Drusch wichtig ist, um die Samen im Mähdrescher zu halten.
Blüte
Die Blüten des Leindotters sind unscheinbare, nektarführende Scheibenblumen, die hell- bis dunkelgelb sind. Sie sind zwittrig und vierzählig und befinden sich in einem traubigen Blütenstand. Der Blütenstiel misst 4 bis 8 Millimeter.
Besondere Merkmale der Blüten:
- Farbe: hell- bis dunkelgelb
- Struktur: zwittrig, vierzählig
- Blütenstand: traubig
- Blütenstiel: 4 bis 8 Millimeter
Selbstbestäubung erfolgt hauptsächlich durch eine spezielle Anatomie der Staubgefäße und der Narbe, Fremdbestäubung durch Bienen ist ebenfalls möglich. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli oder August und trägt zur ökologischen Vielfalt und zur Insektenförderung bei.
Blätter
Die Blätter des Leindotters sind lanzettlich, schmal und ganzrandig. Sie sitzen direkt am Stängel (ohne Blattstiel) und sind wechselständig und spiralig angeordnet.
Kennzeichen der Blätter:
- Blattstiel: fehlend
- Spreitenbasis: mit Öhrchen, stängelumfassend oder halbstängelumfassend
- Stängelblätter: pfeilförmiger Grund
Diese Struktur ermöglicht eine effiziente Aufnahme von Nährstoffen und Licht.
Früchte
Nach der Blüte bildet Leindotter birnenförmige, spitze Schötchen, die nicht aufplatzen. Diese Schötchen enthalten 8 bis 16 tonnenförmige, gelblich bis rötliche Samen, die etwa 1,7 bis 2,0 Millimeter lang sind. Das Tausendkorngewicht liegt zwischen 1 und 1,5 Gramm.
Wichtige Merkmale der Samen:
- Länge: 1,7 bis 2,0 Millimeter
- Form: tonnenförmig
- Farbe: gelblich bis rötlich
- Ölanteil: 30–35 %
Die Fruchtreife beginnt ab Juni. Schötchen öffnen sich mit zwei Klappen, wobei die Samen eine Schleimhülle haben, die die Klebausbreitung bei Bodenhaftung einschränkt.
Welcher Standort ist geeignet?

Foto: Marie PORTAS | Lizenz: CC BY-SA 2.0 fr | Quelle: Wikimedia
Leindotter bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und gedeiht am besten auf mittelschweren, durchlässigen Böden. Während die Pflanze tolerant gegenüber Trockenheit und kälteunempfindlich ist, sollte Staunässe vermieden werden.
Typische Standorte:
- Felder und Äcker
- Ruderalflächen
- Wegränder
Die Pflanze wächst gut auf mäßig feuchten, nährstoffreichen Böden und zeigt hohe Anpassungsfähigkeit, was sie zu einer attraktiven Option für verschiedene Standorte macht.
Welchen Boden braucht die Pflanze?
Leindotter stellt geringe Ansprüche an Boden und Standort. Am besten gedeiht er auf mittelschweren, durchlässigen Böden, kann aber auch auf sandigen Böden wachsen. Vermeiden Sie Staunässe und Bodenverdichtung. Ein mittelfeines bis feines Saatbeet ist ideal.
Zusammengefasst sollten folgende Bodenbedingungen beachtet werden:
- Durchlässige, mittelschwere Böden
- Vermeidung von Staunässe und Verdichtung
- Mittelfeines bis feines Saatbeet
Diese Anforderungen machen Leindotter zu einer robusten Kulturpflanze, besondes im Kontext des Klimawandels.
Verwendung
Leindotter hat eine lange Nutzungsgeschichte, die bis in die neolithische Zeit zurückreicht. Die Samen wurden traditionell in der Ernährung verwendet und dienten als Zutaten für Brot und Getreidebrei. Heute wird das aus den Samen gewonnene Leindotteröl als Speiseöl und in industriellen sowie kosmetischen Produkten verwendet.
Nutzung des Leindotteröls:
- Farben, Lacken, Polymeren und Firnissen
- Lampenölen
- Cremes, Lotionen und Seifen
Der nach der Ölgewinnung verbleibende Presskuchen eignet sich als wertvolles Tierfutter. Leindotter kann zudem als Zwischenfrucht angebaut werden und verbessert die Bodengare. Auch als Rankhilfe für Linsen zeigt er gute Ergebnisse.
Leindotter pflegen

Foto: Robert Flogaus-Faust | Lizenz: CC BY 4.0 | Quelle: Wikimedia
Leindotter ist pflegeleicht und stellt geringe Ansprüche. Aufgrund seiner Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern und der Rosettenbildung ist eine Unkrautregulierung meist nicht nötig. Sollte es doch erforderlich sein, ist Striegeln ab dem Rosettenstadium möglich.
Pflegemaßnahmen:
- Unkrautregulierung: selten notwendig, Striegeln ab Rosettenstadium möglich
- Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel: fördert die Biodiversität
- Düngung: verhalten, Schwefeldüngung wichtig für hohe Ölgehalte
Nach der Ernte müssen die Samen vom Getreide getrennt und trocken gelagert werden, um ihre Qualität zu erhalten.
Leindotter richtig pflanzen
Die Aussaat erfolgt von Mitte März bis Mitte April. Leindotter ist ein Lichtkeimer, daher sollte die Saattiefe nicht mehr als 2 cm betragen. Ein mittelfeines bis feines Saatbeet ist ideal, und nach der Aussaat sollten Sie walzen, um einen guten Bodenschluss zu gewährleisten.
Aussaat- und Pflanzungsbedingungen:
- Aussaatzeitpunkt: Mitte März bis Mitte April
- Saattiefe: maximal 2 cm
- Aussaatmenge: 6 bis 10 kg/ha
- Walzen nach der Aussaat für guten Bodenschluss
Leindotter eignet sich besonders gut für den Gemengeanbau, etwa mit Sommererbse, Linsen oder Sommergetreide. Die Saattiefe und Saatstärke sollten je nach Hauptkultur abgestimmt werden.
Sorten & Arten
Leindotter hat verschiedene Sorten, die an unterschiedliche Wachstumsbedingungen angepasst sind. Es gibt Sommer- und Winterleindotter:
Sommerleindotter:
- Bevorzugt mäßig feuchte, nährstoffreiche Böden
- Kurze Vegetationsdauer von etwa 110 Tagen
- Hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren
Winterleindotter:
- Geeignet für kalte, trockene Lagen
- Ausgeprägte Kältetoleranz, jedoch begrenzte Winterhärte
- Hoher Ertrag auch bei weniger idealen Bedingungen
Beide Sorten produzieren Samen mit hohem Ölgehalt, ideal für Speiseöl und industrielle Anwendungen. Der Presskuchen ist ein wertvolles Tierfutter.
Die Wahl der richtigen Sorte kann den Anbau von Leindotter optimal an spezifische Bedingungen und Nutzungsbedürfnisse anpassen und macht ihn zu einer vielseitigen Kulturpflanze.
Häufig gestellte Fragen
1. Welche Bedeutung hat Leindotter für die Bienenweide und die Biodiversität?
Leindotter ist eine ausgezeichnete Pflanze für die Bienenweide. Seine nektarführenden, gelben Blüten ziehen Bienen, Hummeln und andere bestäubende Insekten an, was zur Förderung der Biodiversität beiträgt. Zudem ermöglicht der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel in der Mischkultur eine insektenfreundliche Umgebung.
2. Gibt es historische Nutzungen von Leindotter, die heute weniger bekannt sind?
Ja, Leindotter wurde bereits vor über 4000 Jahren genutzt. In neolithischen Zeiten wurden seine Samen in Brot und Getreidebrei verarbeitet. Während er heute hauptsächlich für Öl und als Tierfutter verwendet wird, war er früher eine wichtige Nahrungsquelle.
3. Warum ist Leindotter eine gute Zwischenfrucht im modernen Agrarsystem?
Leindotter hat eine hohe Toleranz gegenüber Trockenheit und kann schnell wachsen, was ihn ideal für kurzfristige Begrünungen macht. Seine starke Durchwurzelung verbessert die Bodengare und bereitet den Boden optimal für nachfolgende Kulturen vor. Zudem verhindert seine Rosettenbildung effektiv Erosion.
4. Was sind die besonderen Vorteile von Leindotteröl gegenüber anderen Pflanzenölen?
Leindotteröl hat einen sehr hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, besonders der linolensäurereichen α-Linolensäure, was es ernährungsphysiologisch wertvoll macht. Es enthält zudem weniger als 4% Erucasäure, was es gesünder als viele andere Pflanzenöle macht. Darüber hinaus wird Leindotteröl auch in der Pharma- und Kosmetikindustrie geschätzt.