Sojabohne: Anbau, Verwendung & Eigenschaften der Nutzpflanze
Die Sojabohne ist eine vielseitige Pflanze mit essbaren Samen und breitem Anwendungsspektrum. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Merkmale der Sojabohne, von Anbau und Sorten bis hin zu Verwendung und wirtschaftlicher Bedeutung.
Steckbrief
Wuchs
Die Sojabohne (Glycine max), auch oft einfach als Soja bezeichnet, ist eine einjährige, krautige Pflanze mit einer bräunlich behaarten Oberfläche. Sie zeigt zahlreiche morphologische Variationen, da es viele unterschiedliche Convarietäten und Varietäten gibt. Typischerweise wächst die Sojabohne aufrecht und erreicht eine Höhe von 100 bis 150 Zentimetern, wobei hochwüchsige Sorten sogar bis zu 2 Meter hoch werden können. Die Stängel sind borstig und eher dünn, wobei sie mehr oder weniger verzweigt sein können.
Die Blätter sind wechselständig am Stängel angeordnet und bestehen aus drei bis fünf eiförmigen Blättchen, die sowohl am Rand als auch auf den Nerven der Unterseite behaart sind. Diese Blättchen sind in einem unverpaarten Fiederblatt zusammengefasst.
Bezüglich des Wachstums werden zwei Typen unterschieden:
- Indeterminiertes Wachstum: Diese Pflanzen wachsen unbestimmt weiter in die Höhe. Diese Sorten werden in höheren Breitengraden bevorzugt.
- Determiniertes Wachstum: Hier entwickelt sich die Endknospe zu einem Blütenstand, was das weitere Höhenwachstum stoppt. Diese Sorten sind in vielen Anbaugebieten weit verbreitet.
Die Sojabohne bildet tiefe Pfahlwurzeln, die eine Länge von über 1,5 Metern erreichen können. Diese Wurzeln ermöglichen der Pflanze, Wasser und Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten aufzunehmen.
Ein besonderes Merkmal der Sojabohne ist ihre Symbiose mit dem Knöllchenbakterium Bradyrhizobium japonicum. Diese Bakterien besiedeln die Wurzeln der Pflanze und fixieren Stickstoff aus der Luft, der in einer für die Pflanze verfügbaren Form bereitgestellt wird. Dies ist besonders wichtig für das Wachstum der Sojabohne in Böden mit niedrigem Stickstoffgehalt.
Die Sojabohne ist eine Kurztagspflanze, was bedeutet, dass sie bei langen Tagesbedingungen eine verlängerte Wachstumsphase aufweist. Dies beeinflusst die Blütenbildung und Samenreife und stellt besondere Anforderungen an die Anbaubedingungen.
Blätter
Die Laubblätter der Sojabohne sind wechselständig am Stängel angeordnet und bestehen aus Blattstiel und Blattspreite. Der behaarte Blattstiel ist oft relativ lang. Die Blattspreite ist unpaarig gefiedert und besteht in der Regel aus drei eiförmigen Blättchen, kann aber auch aus vier oder fünf Blättchen bestehen.
Die Blättchen sind etwa 3 bis 10 Zentimeter lang und 2 bis 6,5 Zentimeter breit. Sie haben eine spitze bis stumpfe oder abgerundete Form und sind fein zugespitzt. Das Endblättchen ist meist länger gestielt als die seitlichen Blättchen, an denen ein bis zwei Nebenblättchen sitzen. Die Blattränder sind glatt und können sowohl behaart als auch kahl sein. Nebenblätter sind ebenfalls vorhanden und behaart. Die Laubblätter werden während der Fruchtreife abgeworfen.
Blüte
Die Sojabohne bildet achselständige Blütenstände mit 2 bis über 20 Blüten, die an kurzen Stielchen in kurzen, behaarten Trauben stehen. Die Blüten variieren in der Farbe von blass-lila über dunkel-violett bis hin zu purpurfarben, rosa oder weiß. Sie sind mit einer Länge von 5 bis 6 Millimetern relativ klein und meist selbstbefruchtend.
Die Blütezeit erstreckt sich gewöhnlich von Juli bis August über drei bis vier Wochen. Die zwittrigen, zygomorphen Schmetterlingsblüten sind fünfzählig und besitzen eine doppelte Blütenhülle. Der Kelch ist zweilippig und mit langen Haaren bedeckt. Die Blüte verfügt über zehn Staubblätter, wobei neun zu einer Röhre verwachsen und das zehnte, oberste Staubblatt frei liegt. Der Fruchtknoten ist behaart und der Griffel leicht gebogen. Lediglich 20 bis 80 % der Blüten setzen tatsächlich Früchte an.
Früchte

Foto: H. Zell | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia
Die Früchte der Sojabohne sind seidig behaarte, leicht gebogene und abgeflachte Hülsenfrüchte. Ihre Länge variiert zwischen 2 und 10 Zentimetern. Bei Reife nehmen sie eine strohgelbe, graue oder schwarze Färbung an. Jede Hülse enthält ein bis fünf Samen, die an den Stellen, wo sich die Samen befinden, leicht eingeschnürt erscheinen.
Die Samen der Sojabohne zeigen vielfältige Formen und Farben:
- Formen: ellipsoid bis kugelig, ei- oder nierenförmig, flach oder gewölbt.
- Farben: braun, gelblich, grün, schwarz-violett, teilweise auch gefleckt.
Das Gewicht der Samen variiert erheblich, wobei das Tausendkorngewicht zwischen 50 und 450 Gramm liegt. Die Ernte der Sojabohnen erfolgt meist vollmechanisiert mit Mähdreschern.
Krankheiten & Schädlinge
Die Sojabohnenpflanze ist anfällig für diverse Schädlinge und Krankheiten, die signifikante wirtschaftliche Schäden verursachen können. Weltweit sind mehr als 200 Erreger von Sojakrankheiten bekannt, von denen etwa 35 wirtschaftlich relevanten Schaden anrichten.
Zu den bekanntesten Schädlingen zählen:
- Sojabohnenzystennematode (Heterodera glycines): Ein Fadenwurm, der besonders in Nordamerika problematisch ist und erhebliche Schäden an den Wurzeln verursacht.
- Baumwollkapselbohrer: Frisst Blätter, Stängel und Hülsen der Pflanze und reduziert die Ernteerträge.
- Stinkwanzen: Verschiedene Arten, vor allem Piezodorus guildinii, saugen Pflanzensäfte und schädigen die Pflanzen.
- Saatenfliegen und Raupen des Distelfalters: Treten gelegentlich auf und können Pflanzen beschädigen.
- Spinnmilben: Schwächen die Pflanze durch Saugen an den Blättern.
Wichtige Krankheiten der Sojabohne sind:
- Asiatischer Sojarost (Phakopsora pachyrhizi): Besonders in Brasilien schädlich, kann bis zu 90 % des Ertrags zerstören.
- Fusarium virguliforme: Verursacht das „Sudden-death-Syndrom“ (SDS), das zum akuten Absterben der Pflanze führt.
- Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum): Bildet weiße, watteartige Schimmelpolster auf den Stängeln und Blättern.
- Falscher Mehltau (Peronospora manshurica): Verursacht helle Flecken auf den Blättern und schwächt die Pflanze.
- Bakterienbrand (Pseudomonas savastanoi pv. glycinae): Verursacht dunkle Flecken auf Blättern und Stängeln.
- Sojabohnenmosaik-Virus (SMV): Kann massive Ernteverluste bis zu 100 % verursachen.
Vorbeugende Maßnahmen umfassen:
- Auswahl resistenter Sorten,
- Verwendung von gesundem, virusfreiem Pflanzgut,
- optimale Pflanzabstände und Fruchtfolgen, besonders eine vierjährige Anbaupause,
- gute Bodenbearbeitung zur Reduktion des Überlebens von Krankheitserregern,
- Kontrolle und Bekämpfung von Schädlingen wie Blattläusen, die Viren übertragen können.
Sorten & Arten

Foto: Helge Höpfner | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia
Es gibt eine Vielzahl von Sojabohnensorten mit unterschiedlichen Eigenschaften wie Ertrag, Reifezeit, Ölgehalt, Proteingehalt und Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Hier sind einige exemplarische Sorten:
Sächsische Lokalsorte
- Wuchshöhe: Bis zu 0,8 Meter
- Wuchsform: Weit verzweigt
- Hülsenfarbe: Hellbraun
- Besonderheiten: Angepasst an das lokale Klima, vollmundiger Geschmack
- Aussaat: Mitte April bis Mai
- Ernte: Unreife Schoten als Gemüse; trockene Bohnen ab September für Tofu, Sprossen oder zum Kochen
Funke
- Wuchsform: Angepasst an das Klima
- Besonderheiten: Gute Erträge
- Aussaat: Mitte April bis Mai, 3 cm tief, im Abstand von 30 x 30 cm
- Ernte: Unreife Schoten als Gemüse, trockene Bohnen ab September lagerfähig; Blätter als Tierfutter
Name unbekannt
- Besonderheiten: Ausgezeichnete Standfestigkeit, fördert die Kornabtrocknung im Herbst, hohe Korn- und Proteinerträge
- Aussaat: Anfang April – Ende April; Saatstärke: 60-70 Korn/m²; Saattiefe: 2-4 cm
- Sonstiges: Offiziell empfohlen, 150.000 Korn pro Einheit (50 kg)
Verwendung
Sojabohnen sind äußerst vielseitig verwendbar. Der größte Teil der Ernte wird zur Ölgewinnung genutzt. Sojaöl findet vielfältige Anwendungen in der Lebensmittelindustrie und der Produktion von Biodiesel. Biodiesel aus Sojaöl reduziert Treibhausgasemissionen im Vergleich zu erdölbasierten Kraftstoffen.
Das Sojamehl, ein Nebenprodukt der Ölgewinnung, ist ein wertvolles Futtermittel für Geflügel, Schweine und Rinder. Weitere Anwendungen umfassen Fleischersatzprodukte wie Tofu, Sojamilch, Sojajoghurt und Sojasauce, sowie fermentierte Produkte wie Miso, Tempeh und Nattō.
Technisch wird Sojaöl zur Herstellung von Alkydharzen, Anstrichfarben und Druckfarben verwendet. Viele Kosmetikprodukte nutzen Fettsäuren aus Sojaöl als Wirkstoffträger und Grundlage für Cremes und Badeöle.
In der Pharmaindustrie wird raffiniertes Sojaöl für künstliche Ernährung verwendet, Sojalecithin dient als Emulgator. Die Fähigkeit der Sojabohne zur Stickstofffixierung trägt zur Bodenverbesserung bei und verringert den Bedarf an Düngemitteln.
Ein großer Teil der weltweit angebauten Sojabohnen ist gentechnisch verändert, um gegen Herbizide resistent zu sein und den Ertrag zu steigern. Die Nachfrage nach gentechnikfreien Sojaprodukten nimmt jedoch ebenfalls zu.
Häufig gestellte Fragen
Welche Bedeutung hat die Sojabohne in der Kosmetikindustrie?
Sojaöl und seine Derivate sind in vielen Kosmetikprodukten enthalten. Es wird in feuchtigkeitsbindenden und rückfettenden Cremes eingesetzt, die vor allem trockener und älterer Haut guttun. Sojaöl wirkt zudem leicht entzündungshemmend und ist wohltuend bei rissiger und von Juckreiz geplagter Haut. Die enthaltenen Fettsäuren dienen als Träger für lipidlösliche Pflanzeninhaltsstoffe und Vitamine sowie als Grundlage für Badeöle und Cremes.
Welchen Einfluss hat der Anbau von Sojabohnen auf die Umwelt?
Der intensive Anbau von Sojabohnen hat bedeutende Umweltauswirkungen, insbesondere in Ländern wie Brasilien. Hier hat der Sojaanbau zur Abholzung von Regenwäldern und Savannen geführt. Diese großflächige Landnutzungsänderung setzt CO2 frei, zerstört Lebensräume von Tieren und Pflanzen und verschlechtert die Qualität des Bodens und Wassers. Zusätzlich führen der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Monokultur-Anbauweise zu verminderter Artenvielfalt.
Welche Unterschiede gibt es bei der Verwendung von Sojabohnen als Lebensmittel und Futtermittel?
Nur ein kleiner Teil der weltweiten Sojaernte wird direkt vom Menschen konsumiert. Hauptsächlich wird Soja als Futtermittel in Form von Sojamehl für Geflügel, Rinder und Schweine verwendet. Etwa 80 % der Sojaernte dienen zur Produktion von Fleisch, Milchprodukten und Eiern. Produkte aus Sojabohnen für den menschlichen Verzehr sind unter anderem Tofu, Sojamilch und fermentierte Lebensmittel wie Miso und Tempeh.
Gibt es Unterschiede in der Ölgewinnung aus Sojabohnen und deren Nutzung?
Ja, bei der Ölgewinnung aus Sojabohnen entstehen verschiedene Produkte. Etwa 90 % der gepressten Sojabohnen werden zu Sojamehl, während 10 % zu Sojaöl werden. Das gewonnenen Sojaöl findet vor allem im Lebensmittelbereich Verwendung, z.B. als Salat- und Kochöl sowie als Brat- und Backfett. Technische Anwendungen von Sojaöl umfassen die Produktion von Biodiesel, Alkydharzen und Druckfarben für Zeitungen. Dabei ist es energieeffizienter und umweltfreundlicher als andere pflanzliche Öle wie Maisöl.