Fleischfressende Pflanzen

Utricularia: Pflege & Fangmechanismus der Wasserschläuche

Die faszinierende Gattung der Wasserschläuche (Utricularia) umfasst zahlreiche Arten, die mit ihren raffinierten Fangblasen kleine Beutetiere fangen. Dieser Artikel beleuchtet die Biologie und die optimalen Pflegebedingungen dieser außergewöhnlichen fleischfressenden Pflanzen.

Steckbrief

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Pflanzenart
Fleischfressende Pflanze
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Wuchshöhe
Variabel je nach Art
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Blütenfarbe
Weiß, Gelb, Rot, Violett, Blau
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Blütenform
Zwittrig, zygomorph, traubig oder Einzelblütenstände
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Blütezeit
April bis August
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Blattfarbe
Grün
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Fangmechanismus

Utricularia, auch als Wasserschläuche bekannt, sind einzigartige fleischfressende Pflanzen mit einem speziellen Fangmechanismus. Sie nutzen Saugfallen, um mikroskopisch kleine Beutetiere zu fangen. Die Fangblasen sitzen an den Stolonen, Blättern oder Rhizoiden der Pflanze und variieren in ihrer Größe von wenigen Millimetern bis zu etwa zwei Zentimetern.

Jede Fangblase funktioniert nach dem Prinzip des Unterdrucks. Der Eingangsbereich der Blase ist mit feinen Borsten versehen, die auf Berührungen reagieren und die Blase öffnen. Im Inneren der Blase entsteht durch das Pumpen von Wasser ein Unterdruck, der die Blasenwände nach innen zieht und die Falle verschließt.

Wird die Falle von einem kleinen Beutetier wie Einzellern, Fadenwürmern oder Rädertierchen berührt, öffnet sich die Blase in Millisekunden. Wasser strömt herein, reißt die Beute mit und schließt sich dann schnell wieder. Dies ist eine der schnellsten Bewegungen im Pflanzenreich. Im Inneren der Fangblase zersetzen spezielle Enzyme die Beute, und die Pflanze nimmt die freigesetzten Nährstoffe auf. Dieser gesamte Zyklus kann innerhalb von fünfzehn Minuten abgeschlossen sein, sodass die Pflanze bereit ist, die nächste Beute zu fangen.

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Typische Beutetiere der Utricularia umfassen:

  • Einzeller
  • Fadenwürmer
  • Rädertierchen
  • Algen
  • Wasserflöhe
  • Kleinere Mückenlarven

Dieser Fangmechanismus ermöglicht es den Utricularia-Arten, in nährstoffarmen Umgebungen zu gedeihen und verschiedene Lebensräume zu besiedeln, von Gewässern bis zu moosbedeckten Baumrinden in tropischen Regionen.

Blätter

Die Blätter der Utricularia variieren in Form und Größe erheblich je nach Art und Lebensraum. Terrestrische Arten haben oft längliche oder nierenförmige Blätter, die klein und gestielt sind. Epiphytische Arten hingegen haben größere Blätter, die bei einigen tropischen Arten über einen Meter lang werden können.

Aquatische Arten entwickeln feingliedrige, segmentierte Blätter, die unter der Wasseroberfläche dichte Geflechte bilden. Neben den primären Blättern wachsen an den Blütenstielen Nebenblätter wie Brakteolen und Schuppenblätter, die wichtige taxonomische Merkmale darstellen.

Alle Blätter der Utricularia-Arten, ob terrestrisch, epiphytisch oder aquatisch, wachsen aus „Augen“ entlang der Stolonen. Da bei Utricularia keine klare Trennung zwischen Blatt und Spross besteht, wird jeder grüne Teil der Pflanze als Blatt betrachtet.

Zusätzliche Funktionen der Blätter umfassen:

  • Photosynthese bei terrestrischen und epiphytischen Arten.
  • Unterstützung bei der Verankerung im Wasser bei aquatischen Arten.
  • Verleihung von Festigkeit an der Basis der Blütenstiele durch luftgefüllte Blätter.

Diese Anpassungsfähigkeit der Blätter unterstützt die Besiedlung verschiedenster Lebensräume.

Blüte

Die Blüten der Utricularia stehen über dem Substrat und befinden sich an aufrechten, dünnen Stängeln, welche bei aquatischen Arten Luftkammern enthalten. Die Blütenstände sind meistens traubig, gelegentlich auch einzeln.

Die zwittrigen, zygomorphen Blüten sind fünfzählig und doppelthüllig. Sie bestehen meist aus zwei verwachsenen Kelchblättern und fünf verwachsenen Kronblättern. Die Blütenfarben variieren von Weiß über Gelb, Rot, Violett bis Blau. Einige Blüten sind mehrfarbig oder schattiert und können besonders bei großen Arten orchidienähnlich erscheinen und bis zu sieben Zentimeter lang werden.

Utricularia-Blüten werden sowohl durch Insekten als auch durch Selbstbestäubung bestäubt. Die Blühzeiten variieren je nach Verbreitungsgebiet, meist zwischen April und August.

Hauptmerkmale der Utricularia-Blüten umfassen:

  • Zygomorphie und Zwitterhaftigkeit
  • Variierende Blütenfarben und Formen
  • Traubige oder Einzelblütenstände

Die Vielzahl der Blütenformen und -farben trägt zur Anpassungsfähigkeit der Utricularia in verschiedenen Lebensräumen bei.

Welcher Standort ist geeignet?

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Blütenstand des fleischfressenden Wasserschlauchs Utricularia vulgaris.
Foto: Christian Fischer | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia

Utricularia bevorzugen nährstoffarme, halb- bis vollsonnige Standorte und zeigen eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Umweltbedingungen.

Lebensräume umfassen:

  • Flach- und Hochmoore in Tümpeln und Torfstichen
  • Überschwemmte Böden wie Torfschutt oder sandige Lehmböden
  • Feuchte Gebiete wie Pfützen und Sickerfluren
  • Epiphytische Umfelder auf bemoosten Bäumen und Felsen
  • Aquatische Lebensräume in nährstoffarmen Seen, Teichen und Bächen

Für die Kultivierung im Garten oder zu Hause sollten Sie die folgenden Bedingungen beachten:

  • Halb- bis vollsonnige Plätze mit nährstoffarmen, sauren Sandböden
  • Feuchte bis nasse Umgebungen, die leicht überschwemmt sein können
  • Gut belüftete Standorte für epiphytische Arten mit Substraten wie Moos, Pinienrinde oder Vermiculite
  • Sauberes, nährstoffarmes Wasser für aquatische Arten, idealerweise in Teichen oder Aquarien

Diese flexiblen Standortbedingungen ermöglichen es den Utricularia, in verschiedenen Höhen und Klimazonen zu überleben.

Welchen Boden braucht die Pflanze?

Utricularia gedeihen optimal in sauren, nährstoffarmen Böden. Diese Bedingungen sind entscheidend für ihr Wachstum, da sie oft in unfruchtbaren und mineralstoffarmen Gebieten vorkommen. Ein leicht saures Milieu mit einem pH-Wert unter 7,0 bietet die besten Bedingungen.

Terrestrische Arten bevorzugen feuchte, saure Böden, während aquatische Arten einen nährstoffarmen Wassergrund benötigen. Kalktolerante Arten können auch in Böden mit neutralen bis leicht alkalischen pH-Werten wachsen, vorausgesetzt, die Bedingungen bleiben nährstoffarm.

Für die Kultur im Garten oder im Topf ist eine Mischung aus Kokosfasern und Sand als Substrat ideal. Der Boden sollte leicht überschwemmt gehalten werden, um die bevorzugten feuchten Bedingungen zu simulieren. Epiphytische Arten benötigen gut durchlüftete, saure Substrate wie Moos oder feine Rindenstücke.

Wichtige Bodenmerkmale für Utricularia:

  • Sauer und nährstoffarm
  • Feucht bis nass
  • Gut durchlüftet für epiphytische Arten
  • Feiner Bodengrund für aquatische Arten

Utricularia pflegen

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Utricularia multifida in der Yule Brook Botanical Reserve, Kenwick.
Foto: Ilena | Lizenz: CC BY-SA 2.0 | Quelle: Wikimedia

Die Pflege der verschiedenen Utricularia-Arten variiert je nach Art und Herkunft. Hier sind einige zentrale Pflegehinweise für verschiedene Utricularia-Typen:

Einheimische und winterharte Arten

Winterharte Arten gedeihen in nährstoffarmen Teichen. Im Herbst sterben die Triebe ab, und die Pflanzen überwintern in Form von Winterturionen am Teichgrund. Im Frühjahr treiben diese Turionen wieder aus.

Kleinblättrige Arten

Kleinblättrige Arten aus Afrika, Asien und Australien eignen sich für die Kultur in Töpfen auf der Fensterbank oder im Terrarium. Diese Arten benötigen keine Winterruhe und gedeihen ganzjährig bei ausreichend Licht und Wärme.

Großblättrige Arten

Großblättrige Arten aus Südamerika sind anspruchsvoller und wachsen meist epiphytisch. Sie benötigen ein lockeres, luftiges Substrat und feuchte, aber nicht nasse Bedingungen. Ein Terrarium (39,00€ bei Amazon*) oder Gewächshaus bietet ideale Bedingungen.

Utricularia graminifolia

Diese Art kann als Vordergrundpflanze im Aquarium kultiviert werden. Sie benötigt ausreichend Licht, Kalk-freies Wasser, regelmäßige CO2-Zufuhr und eine ausgewogene Flüssigdüngung. Ein feiner Bodengrund ist wichtig, um den filigranen Wurzeln Halt zu bieten.

Allgemeine Gießregel für alle Arten

Verwenden Sie ausschließlich kalkfreies Wasser wie Regenwasser, destilliertes Wasser oder Osmosewasser.

Diese Pflegehinweise sorgen dafür, dass Ihre Utricularia optimal gedeihen und ihre faszinierenden Eigenschaften voll zur Geltung kommen.

Utricularia vermehren

Die Vermehrung von Utricularia erfolgt entweder durch Teilung oder durch Aussaat.

Teilung

Größere Pflanzen können in mehrere Teile geteilt und separat eingetopft werden. Diese Methode ist für kleinblättrige, großblättrige und aquatische Arten gleichermaßen geeignet.

Aussaat

Viele kleinblättrige Utricularia-Arten sind selbstbestäubend und produzieren leicht Samen. Die Aussaat erfolgt direkt auf feuchtem Karnivorensubstrat. Nach einigen Wochen zeigen sich die ersten Blätter, und die jungen Pflanzen beginnen schnell zu wachsen.

Für Arten wie Utricularia alpina können Jiffy-Quelltöpfe verwendet werden. Diese werden im Wasser aufquellen gelassen und mit Aussaatsubstrat bedeckt. Ein Topf wird in einen Druckverschlussbeutel gestellt, um ideale Keimbedingungen zu schaffen. Temperaturen von 24-28 °C tagsüber und 20-24 °C nachts sowie ein heller Standort sind optimal für die Keimung.

Mit diesen Methoden können Sie die faszinierende Gattung der Utricularia effektiv vermehren und kultivieren.

Sorten & Arten

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Utricularia cornuta: Gelb blühende Wasserschläuche in ihrem natürlichen Habitat.
Lizenz: CC BY-SA 3.0 | Quelle: Wikimedia

Die Gattung Utricularia umfasst über 240 Arten, die sich in Größe, Form, Farbe und Wuchsform unterscheiden. Hier sind einige bekannte und häufig kultivierte Arten:

  • Utricularia sandersonii: Diese Art wird wegen ihrer kleinen, violetten Blüten geschätzt.
  • Utricularia reniformis: Diese Art hat große, nierenförmige Blätter und eignet sich für die Topfkultur.
  • Utricularia graminifolia: Eine aquatische Art, die oft in Aquarien gehalten wird und dekorativ aussieht.
  • Utricularia vulgaris: Diese Art ist freischwimmend und bildet Winterknospen.
  • Utricularia menziesii: Diese Art zieht sich während der Trockenzeit in eine Knolle zurück und stirbt oberirdisch ab.
  • Utricularia humboldtii: Eine epiphytische Art, die auf moosbedeckter Baumrinde in Südamerika wächst.

Innerhalb der Gattung gibt es verschiedene Anpassungen an Lebensräume wie:

  • Terrestrische Arten: Wachsen auf nassen, sumpfigen Böden.
  • Aquatische Arten: Schwimmen in stehenden oder langsam fließenden Gewässern.
  • Epiphytische Arten: Wachsen als Aufsitzerpflanzen auf moosbedeckten Bäumen oder Felsen.
  • Lithophytische Arten: Besiedeln blankes Gestein.

Auch in Mitteleuropa sind einige Arten vertreten, wie der Gelbe Wasserschlauch (Utricularia vulgaris) und der Mittlere Wasserschlauch (Utricularia intermedia). Diese Arten sind jedoch oft gefährdet aufgrund der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume.

Die Vielfalt in Form und Funktion macht die Gattung Utricularia besonders faszinierend für Pflanzenliebhaber. Mit der richtigen Pflege können selbst Anfänger erfolgreich diese fleischfressenden Pflanzen kultivieren.

Häufig gestellte Fragen

Wie wirkt sich der Unterdruck in den Fangblasen auf den Fangmechanismus von Utricularia aus?

Der Unterdruck in den Fangblasen von Utricularia spielt eine entscheidende Rolle im Fangmechanismus dieser Pflanzen. Die Drüsen innerhalb der Blase pumpen Wasser nach außen, wodurch ein Unterdruck entsteht. Dieser Unterdruck zieht die Wände der Blase nach innen. Wenn ein Beutetier die feinen Borsten am Eingangsbereich berührt, öffnet sich die Klappe der Blase in wenigen Millisekunden, und das Wasser strömt hereinf, reißt das Beutetier mit und schließt die Blase wieder schnell. Dies ermöglicht es der Pflanze, die Beute zu fangen und zu verdauen.

Welche Anpassungsstrategien haben Utricularia-Arten entwickelt, um in nährstoffarmen Umgebungen zu überleben?

Utricularia-Arten haben verschiedene Anpassungen entwickelt, um in nährstoffarmen Umgebungen zu überleben. Ihr einzigartiger Fangmechanismus erlaubt es ihnen, Nährstoffe aus kleinen Beutetieren zu gewinnen, die in Fangblasen gefangen und von Enzymen zersetzt werden. Außerdem besiedeln sie unterschiedliche Lebensräume: von aquatischen und halbaquatischen bis hin zu terrestrischen und epiphytischen Standorten. Ihre Fähigkeit, sich auf sauren, nährstoffarmen Böden oder in Wasser mit geringem Nährstoffgehalt zu etablieren, ist ein weiteres Beispiel für ihre Anpassungsfähigkeit.

Wieso ist Utricularia bremii von anderen Utricularia-Arten schwer zu unterscheiden und welche Bedeutung hat dies für die botanische Forschung?

Utricularia bremii unterscheidet sich nur durch die Blüten sicher von Utricularia minor, da die vegetativen Merkmale stark überlappen und die Unterscheidung oft nur statistisch möglich ist. Dies hat große Bedeutung für die botanische Forschung, da genaue Artbestimmungen schwierig sind und genetische Analysen erforderlich machen. Der genetisch geringe Variabilitätsgrad der Populationen stellt zusätzliche Herausforderungen für die Artbestimmung dar und betont die Notwendigkeit genauerer Studien zur Sicherung der Vielfalt und Erhaltung der Art.

Wie beeinflussen die Umweltbedingungen in Australien und Südamerika das Wachstumsverhalten der Utricularia-Arten in diesen Regionen?

In Australien und Südamerika wachsen Utricularia-Arten in extrem anpassungsfähigen Formen. In Australien gedeihen viele Arten in sehr feuchten, manchmal überfluteten Böden, und einige Arten wie Utricularia menziesii ziehen sich in der Trockenzeit in Knollen zurück und sterben oberirdisch ab. In Südamerika wiederum besiedeln hauptsächlich großblättrige, epiphytische Arten moosbedeckte Baumrinden und Orte mit hoher Feuchtigkeit. Diese unterschiedlichen Wachstumsverhalten zeigen die bemerkenswerten Anpassungsstrategien der Gattung an variierende Umweltbedingungen.

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