Gartengestaltung

Waldgarten anlegen: Anleitung für Einsteiger & Profis

Waldgärten vereinen naturnahes Gärtnern mit nachhaltiger Lebensmittelproduktion. Dieser Artikel erklärt, wie Sie dieses Ökosystem mit verschiedenen Pflanzenschichten gestalten und welche Arten sich dafür eignen.

Was ist ein Waldgarten?

Ein Waldgarten nutzt verschiedene Pflanzenschichten für ein harmonisches Ökosystem

Was ist ein Waldgarten?

Ein Waldgarten ist eine naturnahe Form der Gartengestaltung, die darauf abzielt, ein natürliches Waldökosystem nachzubilden, jedoch mit einem klaren Schwerpunkt auf essbaren und nützlichen Pflanzen. Dieser Gartenstil basiert auf den Prinzipien der Permakultur und integriert verschiedene Pflanzenschichten, wobei jede Schicht eine spezifische Rolle im Gesamtsystem übernimmt. Die Pflanzen werden so angeordnet, dass sie gegenseitig voneinander profitieren, ähnlich wie in einem natürlichen Wald.

In einem Waldgarten werden mehrere Pflanzenschichten genutzt, die von den höchsten Bäumen bis zu den kriechenden Bodendeckern reichen. Typischerweise besteht ein Waldgarten aus:

  • Baumschicht: Enthält hohe Bäume, die Früchte oder Nüsse produzieren und Schatten für die darunter liegenden Pflanzen bieten.
  • Strauchschicht: Hier wachsen kleinere Bäume und Sträucher, die essbare Produkte wie Beeren liefern.
  • Krautschicht: Beinhaltet Stauden und Kräuter, die Lebensmittel und Kräutermedizin bieten.
  • Bodendeckerschicht: Besteht aus Pflanzen, die den Boden gedecken und unter Bäumen gepflanzt werden, Erosion verhindern und die Bodenfeuchtigkeit bewahren.
  • Vertikale Schicht: Kletterpflanzen, die an Bäumen oder anderen Strukturen emporwachsen und zusätzlichen Raum für essbare Pflanzen schaffen.
  • Wurzelschicht: Unterirdisch wachsende Pflanzen, die essbare Wurzeln und Knollen bieten.

Mithilfe dieser mehrschichtigen Gestaltung kann ein Waldgarten vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen und gleichzeitig Nahrung für den Menschen bereitstellen. Durch die ganzjährige Produktion von Lebensmitteln wird zudem eine kontinuierliche Ernte ermöglicht.

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Aufbau eines Waldgartens

Ein durchdachter Gartenaufbau fördert natürliche Prozesse und steigert die Produktivität.

Aufbau eines Waldgartens

Ein durchdachter Aufbau ist essenziell, um die natürlichen Prozesse in einem Waldgarten zu fördern und eine hohe Produktivität zu erreichen. Zunächst sollten Sie eine Struktur für Ihren Waldgarten festlegen. Skizzieren Sie einen Plan, der die verschiedenen Pflanzenschichten und deren Positionierung aufzeigt. Beachten Sie hierbei die Licht- und Wasserverhältnisse sowie die Wachstumsrate der einzelnen Pflanzen.

Gehen Sie wie folgt vor:

  1. Grundstruktur festlegen: Beginnen Sie mit der Platzierung der größeren Bäume, die das Grundgerüst Ihrer Gartenstruktur darstellen. Diese Bäume beeinflussen die Lichtverhältnisse und können als Stütze für Kletterpflanzen dienen.
  2. Mittel- und Unterschichten integrieren: Platzieren Sie mittelhohe Gehölze und Sträucher in den Bereichen, die durch die größeren Bäume nicht vollständig beschattet werden. Diese Schichten profitieren von teilweisem Sonnenlicht und schaffen Übergänge zu den niedrigeren Pflanzenschichten.
  3. Krautschicht und Bodendecker: Bepflanzen Sie die unteren Schichten mit Stauden, Kräutern und Bodendeckern. Diese Pflanzen verhindern Bodenerosion und bewahren die Feuchtigkeit im Boden.
  4. Kletterpflanzen einplanen: Nutzen Sie vertikale Räume, indem Sie Kletterpflanzen wie Kiwibeeren oder Weinreben an Bäumen oder speziellen Rankhilfen wachsen lassen.
  5. Bodenvorbereitung und Pflege: Bearbeiten Sie den Boden gründlich und fügen Sie bei Bedarf Kompost oder Hügelbeete mittels Permakultur hinzu, um die Bodenfruchtbarkeit zu steigern. Achten Sie darauf, dass der Boden stets mit Pflanzen oder Mulch bedeckt ist.
  6. Gilden pflanzen: Pflanzen Sie Gilden aus Bäumen, Sträuchern, Kräutern und Bodendeckern, die sich gegenseitig unterstützen. Ein Apfelbaum könnte beispielsweise von Begleitpflanzen wie Klee, die Stickstoff binden, und Beinwell, der den Boden lockert, profitieren.

Pflege und Anpassung: Ein Waldgarten benötigt Zeit, um sich zu entwickeln. Beobachten Sie regelmäßig das Wachstum der Pflanzen und passen Sie die Struktur bei Bedarf an.

Vorteile eines Waldgartens

Ein Waldgarten bietet ökologische Vorteile und fördert die Biodiversität nachhaltig

Vorteile eines Waldgartens

Ein Waldgarten bietet eine Reihe beeindruckender Vorteile:

Ökologische Vorteile

Ökologische Vorteile

Der Schutz vor Erosion und die CO₂-Bindung sind bedeutende ökologische Vorteile

Waldgärten fördern die Biodiversität erheblich. Durch die Vielzahl an Pflanzenarten und Schichten entstehen diverse ökologische Nischen, die Lebensräume für viele Tiere bieten. Diese Struktur unterstützt auch die Regulierung des Bodens und des Wasserhaushalts. Der Schutz vor Erosion, die Bindung von Kohlendioxid und die Verbesserung des Mikroklimas sind weitere ökologische Vorteile.

Hoher Ertrag auf kleiner Fläche

Die mehrschichtige Gestaltung ermöglicht eine effiziente Nutzung des verfügbaren Raums. Obst, Nüsse, Beeren und Kräuter können auf kleiner Fläche angebaut werden, was die Produktivität und die Vielfalt der Ernährung fördert.

Pflegeleichtigkeit

Pflegeleichtigkeit

Ein gut geplanter Waldgarten benötigt nach der Anpflanzung weniger regelmäßige Pflege

Ein Waldgarten erfordert nach der initialen Anpflanzung weniger Pflege als herkömmliche Gartenformen. Mehrjährige Pflanzen reduzieren den Bedarf an regelmäßiger Neuansaat und Düngung. Der natürliche Laubfall verbessert kontinuierlich die Bodenfruchtbarkeit. Ein gut angelegter Waldgarten reguliert sich weitgehend selbst, was den Arbeitsaufwand reduziert.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Klimafreundliche Waldgärten reduzieren den Einsatz künstlicher Bewässerung und Düngemittel

Waldgärten tragen aktiv zum Klimaschutz bei, indem sie Kohlendioxid binden und der globalen Erderwärmung entgegenwirken. Sie benötigen weniger künstliche Bewässerung und Düngemittel und sind somit umweltfreundlicher als traditionelle landwirtschaftliche Systeme.

Beitrag zu einem gesunden Ökosystem

Beitrag zu einem gesunden Ökosystem

Ein Waldgarten fördert die natürliche Nährstoffversorgung und unterstützt Nützlinge nachhaltig

Ein Waldgarten schafft durch seinen komplexen Aufbau ein stabiles und vernetztes Ökosystem. Nützlinge wie Bienen und Schmetterlinge profitieren von den zahlreichen Blühpflanzen, während der Boden durch abgestorbene Pflanzenteile ständig mit Nährstoffen versorgt wird.

Ästhetische und soziale Vorteile

Ästhetische und soziale Vorteile

Waldgärten bieten Raum für Entspannung und fördern gemeinsames Lernen über Ökologie

Die üppige Vegetation und die abwechslungsreiche Struktur eines Waldgartens schaffen einen angenehmen und erholsamen Raum. Waldgärten können auch als Lern- und Begegnungsorte dienen, wo Menschen mehr über naturnahe Gartenmethoden und die Bedeutung der Biodiversität erfahren können.

Methoden einen Waldgarten anzulegen

Verschiedene Methoden bieten flexible Möglichkeiten zur Anlage eines erfolgreichen Waldgartens

Methoden einen Waldgarten anzulegen

Um einen Waldgarten anzulegen, stehen verschiedene Methoden zur Auswahl, die sich nach den örtlichen Gegebenheiten und Ihren individuellen Vorstellungen richten. Hier sind drei grundlegende Ansätze beschrieben:

Waldrandgestaltung

Waldrandgestaltung

Verschiedene Pflanzenschichten imitiert den Artenreichtum und die Struktur eines Waldrandes

Nutzen Sie den Waldrand als Vorbild. Waldränder zeichnen sich durch ihre große Biodiversität und strukturreiche Vegetation aus. Die Idee ist, verschiedene Schichten von Pflanzen zu etablieren, ähnlich einem natürlichen Waldrand. Hier können Obstbäume, Sträucher und kleinere Pflanzen synergetisch wachsen und sich gegenseitig unterstützen.

Nachahmung des Klimaxwaldes

Nachahmung des Klimaxwaldes

Die Kronenschicht großer Bäume schafft optimale Bedingungen für schattenliebende Pflanzen.

Ein weiterer Ansatz ist die Nachbildung eines Klimaxwaldes. In einem solchen System dominieren große Bäume die obere Kronenschicht, wodurch darunter liegende Schichten schattig werden. Dies begünstigt das Wachstum von schattenverträglichen Pflanzen und sorgt für eine natürliche Mikroklima-Regulation.

Mosaikstruktur

Mosaikstruktur

Die Mosaikstruktur schafft vielfältige Lebensräume und ökologische Nischen im Waldgarten

Ein Waldgarten kann auch in einer Mosaikstruktur angelegt werden, bei der sich verschiedene Elemente wie Lichtungen, geschlossene Kronendächer und Waldrandzonen miteinander verweben. Diese Methode schafft unterschiedliche Lichtverhältnisse und damit zahlreiche ökologische Nischen.

Praktische Tipps:

  • Beobachten Sie Ihren Waldgarten regelmäßig und nehmen Sie bei Bedarf Anpassungen vor.
  • Besonders in den ersten Jahren nach der Pflanzung ist eine regelmäßige Bewässerung wichtig.
  • Setzen Sie auf eine hohe Vielfalt an Pflanzenarten, um ein stabiles Ökosystem zu schaffen.
Standortfaktoren für die Artenauswahl

Die richtige Standortwahl maximiert den Erfolg und die Produktivität im Waldgarten

Standortfaktoren für die Artenauswahl

Die Wahl des passenden Standortes ist entscheidend für den Erfolg Ihres Waldgartens. Analysieren Sie die spezifischen Gegebenheiten Ihrer Gartenfläche, um optimal geeignete Pflanzen für jede Zone auszuwählen. Berücksichtigen Sie dabei:

Bodenbeschaffenheit

Bodenbeschaffenheit

Ein richtig gewählter Bodentyp fördert das gesunde Wachstum der Pflanzen

Unterschiedliche Pflanzen bevorzugen verschiedene Bodentypen:

  • Sandige Böden: Schnelle Drainage, aber weniger Nährstoffe.
  • Lehmige Böden: Gute Wasserhaltefähigkeit und reich an Nährstoffen.
  • Tonige Böden: Halten viel Wasser, können aber zur Staunässe neigen.

Bodenfeuchtigkeit

Pflanzen haben unterschiedliche Anforderungen an die Bodenfeuchtigkeit:

  • Trockene Standorte: Kiefern und Lavendel.
  • Feuchte Böden: Farne und Weiden.

pH-Wert des Bodens

Der pH-Wert des Bodens ist ein weiterer kritischer Faktor:

Saure Böden (pH 7): Lavendel und Flieder gedeihen hier gut.

Lichtverhältnisse

Lichtverhältnisse

Die Lichtverhältnisse beeinflussen maßgeblich die Auswahl geeigneter Pflanzen für den Standort

Die Lichtverhältnisse bestimmen maßgeblich, welche Pflanzen dort gedeihen können:

  • Volle Sonne: Geeignet für Obstbäume und sonnenliebende Kräuter.
  • Halbschatten: Ideal für Beerensträucher wie Johannisbeeren.
  • Vollschatten: Hier fühlen sich schattenliebende Stauden wie Waldmeister wohler.

Wasserverfügbarkeit

Die Wasserverfügbarkeit ist ein entscheidender Standortfaktor:

  • Trockenheitsresistente Pflanzen: Junge Pflanzen gut bewässern und später weniger gießen.
  • Feuchtigkeitsliebende Pflanzen: Feuchtigkeitspeichernde Böden durch Humusaufbau unterstützen.

Windschutz

Pflanzen und Bäume reagieren unterschiedlich auf Wind:

  • Windgeschützte Standorte: Empfindliche Obstgehölze.
  • Windresistente Pflanzen: Sanddorn und Kornelkirsche vertragen starke Winde gut.

Durch die sorgfältige Analyse und Berücksichtigung dieser Standortfaktoren können Sie die Artenauswahl optimal auf die spezifischen Bedingungen Ihres Waldgartens abstimmen.

Die besten Pflanzen für den Waldgarten

Die Vielfalt im Waldgarten schafft robuste und produktive Ökosysteme

Die besten Pflanzen für den Waldgarten

Ein erfolgreiches Waldgartensystem basiert auf der Vielfalt und den spezifischen Anforderungen der gewählten Pflanzen. Diese lassen sich in verschiedene Schichten unterteilen:

Baumschicht

Große Bäume wie Edelkastanie, Nussbäume, Apfelbäume und Pflaumen bilden den Rahmen und das Mikroklima Ihres Waldgartens. Diese Bäume bieten Schatten und eine reichhaltige Ernte.

Strauchschicht

Haselnüsse, Kornelkirschen und Beerensträucher wie Aroniabeere und Honigbeere liefern wertvolle Früchte und sind robust.

Krautschicht

Stauden und schattenverträgliche Bodendecker wie Taglilien, Walderdbeeren und Waldmeister bieten nützliche und attraktive Optionen.

Kletterpflanzen

Kletterpflanzen wie Kiwibeeren, Wein und Hopfen nutzen den vertikalen Raum optimal und fügen Ihrem Waldgarten eine weitere Dimension hinzu.

Fünf besondere Pflanzen für den Waldgarten

Jede dieser Pflanzen stärkt die Robustheit und Produktivität des Waldgartens

Fünf besondere Pflanzen für den Waldgarten

Hier sind fünf besondere Pflanzen, die Ihren Waldgarten besonders robust und produktiv machen können:

  1. Herznuss (Juglans ailantifolia var. cordiformis): Diese Nussbaumart besticht durch herzförmige Nüsse und benötigt einen sonnigen Standort.
  2. Pawpaw (Asimina triloba): Liefert exotisch schmeckende Früchte und gedeiht gut im gemäßigten Klima.
  3. Ölweide (Elaeagnus umbellata): Ein robuster Strauch mit süß-säuerlichen Beeren, ideal für Insekten.
  4. Kiwibeere (Actinidia arguta): Liefert kleine, stachelbeergroße Früchte und wächst an Rankhilfen oder Bäumen empor.
  5. Beinwell (Symphytum officinale): Eine mehrjährig wachsende Staude, wertvoll für die Bodengesundheit und als Heilpflanze.

Durch die Integration dieser speziellen Pflanzen bereichern Sie Ihren Waldgarten sowohl ökologisch als auch optisch und kulinarisch. Jede dieser Pflanzen trägt zur Stabilität und Gesundheit des gesamten Gartensystems bei.

Bilder: Paisan Changhirun / Shutterstock